Todesanzeigen lassen oft tief in die Beziehung von Verstorbenen und Angehörigen blicken. Ein "Unter Uns" von KiZ-Redakteurin Elisabeth Leitner.
Ausgabe: 2017/40
04.10.2017 - Elisabeth Leitner
Ich lese seit Jahrzehnten die Todesanzeigen in den Zeitungen. Als vor fast 15 Jahren ein guter, noch junger Freund starb, hab ich mit der Lektüre begonnen und nicht mehr aufgehört. Man gab mir schon deutlich zu verstehen, dass dies ein Hobby älterer Semester sei. Sei’s drum, ich bleibe dabei. – Immer wieder überraschen mich neben nüchternen Todesanzeigen Sätze wie „Von Beleidsbezeugungen bitte Abstand zu nehmen“ oder Meldungen, die über das Ableben und die vollzogenen Begräbnisfeierlichkeiten im Nachhinein informieren. Das Persönliche, Private wird öffentlich gemacht, aber in Beziehung treten mit den Angehörigen ist – aus welchen Gründen auch immer – nicht erwünscht. Irritierend sind für mich Meldungen, dass jemand „völlig unerwartet im 87. Lebensjahr“ verstorben ist. Völlig unerwartet? Nicht, dass man sich ein Leben lang mit schweren Gedanken an den Tod quälen muss, aber leben wir wirklich in einer Zeit ewiger Jugend, in der der Tod am Ende unseres Lebens wie eine fremde Macht über uns hereinbricht, völlig unerwartet? Da halte ich doch viel von der „Memento Mori“-Tradition der Kirche. Erinnere dich deines Todes – und lebe trotzdem froh und dankbar dein Leben. Bis zum Ende.