Kardinal Gerhard Müllers Amtszeit als Präfekt der Glaubenskongregation wird von Papst Franziskus nicht verlängert. Was das bedeutet, erklärt Heinz Niederleitner in seinem Kommentar.
Ausgabe: 2017/27
04.07.2017
Was die Gründe dafür waren, dass Papst Franziskus Kardinal Gerhard Müller als Leiter der Glaubenskongregation nicht im Amt bestätigte, blieb zunächst unklar. Den Spekulationen sind Tür und Tor geöffnet. Im Rückblick werden jedenfalls Grenzen der Zusammenarbeit mit Andersdenkenden beim Reformwerk des Papstes sichtbar.
Der Kardinal hat betont, dass es zwischen ihm und Franziskus keine theologischen Auffassungsunterschiede gebe. Dass lässt sich zwar mit dem Verweis auf veröffentliche Meinungen Müllers bezweifeln. Dennoch wird man ihm unterstellen dürfen, dass er zum Papst loyal sein wollte. Er hat sich gegenüber dem Vorgehen der vier konservativen Kardinäle abgegrenzt, die Franziskus wegen dessen Schreibens „Amoris laetitia“ unter Druck setzen. Inhaltlich dürfte er dieser Gruppe sehr wohl nahestehen. Um beim Aufbruch von Papst Franziskus aktiv dabei zu sein, fehlte Müller offenbar das Vertrauen in die Richtigkeit dieses Weges. Für offene Opposition war er dagegen zu diszipliniert. Das führte ihn in eine gewisse Isolation. Mit Interesse wird zu verfolgen sein, wie sich Müller jetzt positioniert, da er auf kein hohes Amt mehr Rücksicht nehmen muss.