Grauer Star, Grüner Star und Makula-Degeneration gehören zu den häufigsten Augenerkrankungen im Alter. Vieles ist behandelbar, manches sogar heilbar. Die KirchenZeitung sprach mit Oberärztin Dr. Britta Lübke von der Augenklinik der Barmherzigen Brüder in Linz.
Ausgabe: 2015/4, Augen, Barmherzige Brüder, Grauer Star, Makula-Degeneration, Grüner Star
20.01.2015 - Brigitta Hasch
Zwei Dinge haben die oben genannten Augenerkrankungen gemeinsam: Sie sind nicht mit Schmerzen verbunden und sie treten meist im Alter auf. „Besonders beim Grauen Star und der Makula-Degeneration ist es so, dass die Ursachen in der Regel im Alterungsprozess des Auges selbst liegen“, erklärt die Augenärztin. Eher selten tritt der Graue Star bei jüngeren Patient/innen auf. Mögliche Ursachen sind entweder genetisch bedingt, eine lange andauernde Behandlung mit Cortison, ein Schlag aufs Auge oder spezielle Syndromerkrankungen.
Grauer Star (Katarakt)
Wenn die Farben ihre Leuchtkraft verlieren, liegt das nicht immer am falschen Waschmittel. Ein grauer Schleier kann auch das Anzeichen von Grauem Star sein. Verbunden mit zunehmender Blendempfindlichkeit und schlechterer Fernsicht kommen die Symptome schleichend. Die Ursache ist eine unregelmäßige Trübung der Linse im Inneren des Auges. Eine Zeit lang kann dies das Auge noch kompensieren, der Graue Star wird noch nicht als solcher wahrgenommen. Und so erkennt der Augenarzt durch die Spaltlampe die typische bräunliche Verfärbung und Trübung der Linse oft früher, als der Patient die Beeinträchtigungen wahrnimmt. „Es ist aber nicht schlimm, wenn man den Grauen Star nicht sofort behandelt“, beruhigt Dr. Lübke, „eine Operation kann auch später erfolgen.“ Die OP ist auch die einzige Möglichkeit, den Grauen Star zu behandeln. Die Methode des Laserns funktioniert hier nicht.
Routine-Operation
Dank modernster OP-Methoden sind diese Eingriffe zur alltäglichen Routine im Augenkompetenzzentrum der Barmherzigen Brüder in Linz geworden. Jährlich werden über 5000 „Graue-Star-Operationen“ von einem zehnköpfigen Ärzteteam durchgeführt. Mit der Überweisung des Augenarztes kommen die Patient/innen vorab zu einer ausführlichen Augenuntersuchung in die Augenambulanz. Dabei wird unter anderem die Stärke der neuen Linse berechnet. Ist – wie in den meisten Fällen – eine Operation möglich, wird der Termin festgelegt. Am Tag der Operation beziehen die Patientin/nen frühmorgens ein Zimmer in der Tagesklinik. Nach der Gabe von beruhigenden Medikamenten und Augentropfen zu Pupillenerweiterung und Betäubung geht es dann zur OP. Der Eingriff dauert etwa eine halbe Stunde, das Auge wird lediglich durch Tropfen schmerzfrei gehalten. Nach einer Ruhephase im Zimmer können die Patient/innen am Nachmittag das Krankenhaus wieder verlassen. Sollten beide Augen betroffen sein, gibt es auch zwei Operationstermine, die etwa zwei Wochen auseinanderliegen.
Die Operationsmethode
Unter dem Operationsmikroskop wird das betäubte Auge durch einen winzigen Schnitt durch die Binde- und Lederhaut eröffnet. Der vorderste Teil der Linsenkapsel wird kreisrund entfernt, sodass man mittels Ultraschall die getrübte Linse zerkleinern und absaugen kann. Danach wird eine Kunstlinse eingesetzt. Eine Naht ist nicht erforderlich, lediglich eine durchsichtige Plastikkappe schützt das Auge für die nächsten Stunden. Die Sehleistung sollte schon ein bis zwei Wochen nach der Operation entscheidend verbessert sein. Durch die individuell eingesetzte Linse benötigt man für die Ferne meist keine Brille mehr, lediglich zum Lesen wird sie noch notwendig sein. Sollte sich nach der Operation erneut eine Trübung einstellen, kann dieser „Nachstar“ mit einer Laserbehandlung entfernt werden.
Altersbedingte Makula-Degeneration (AMD)
Bei dieser Augenerkrankung ist das „zentrale Sehen“, die Netzhautmitte (Makula), verkalkt, was vor allem das Lesen beeinträchtigt. Obwohl der Punkt des schärfsten Sehens getrübt ist, kann die Umwelt trotzdem relativ gut wahrgenommen werden. „Die AMD führt nicht zu totaler Blindheit, aber schrittweise zum Verlust der Lesefähigkeit“, erklärt die Ärztin. Etwa 20 Prozent der Altersgruppe zwischen 65 bis 74 Jahren und 35 Prozent der 75- bis 84-Jährigen leiden an Frühformen dieser Erkrankung. Zu unterscheiden sind im fortgeschrittenen Stadium die trockene und die feuchte Form der Makula-Degeneration. Die trockene AMD verursacht Narben oder Ablagerungen und gilt derzeit als nicht behandelbar. Amerikanische Forschungsergebnisse geben Hinweise darauf, dass eventuell die Gabe bestimmter Nahrungsergänzungsmittel hilfreich wäre. „Gesicherte Ergebnisse haben wir leider nicht“, schränkt Dr. Lübke ein. Die feuchte Form der AMD ist eine chronische Erkrankung und hängt mit dem Gefäßwachstum zusammen. Daher wird sie in Schüben für die Patient/innen spürbar. „Ein grauer Fleck, verzerrtes Sehen, gerade Linien werden wellig gesehen – das sind die typischen Symptome“, erklärt Britta Lübke und rät zu einer möglichst raschen Behandlung. Diese erfolgt mittels Spritzen ins betäubte Auge.
Grüner Star (Glaukom)
„Einen erhöhten Augendruck sollte man möglichst früh erkennen und behandeln“, sagt Dr. Britta Lübke, „er führt nämlich zu einer Schädigung der Sehnerven und bereits bestehende Schäden können wir nicht mehr rückgängig machen.“ Etwa zwei Prozent der über Vierzigjährigen sind davon betroffen. Wichtigstes Indiz für den Grünen Star: Das Gesichtsfeld wird immer kleiner. Zunächst behandelt der Augenarzt den Grünen Star mit Augentropfen. Sollte sich dadurch keine Verbesserung einstellen, ist eine Operation notwendig. „Gerade am Grünen Star wird deutlich, wie wichtig es ist, regelmäßig zum Augenarzt zu gehen“, betont Dr. Lübke. Dabei spielt es keine Rolle, ob man Brillenträger/in ist oder nicht. „Eine Kontrolle und die Messung des Augendrucks empfiehlt sich zumindest im Abstand von ein bis zwei Jahren.“
Augenklinik der Barmherzigen Brüder in Linz
Durch die Zusammenführung der Augenabteilung der Barmherzigen Brüder und der Augenabteilung der Barmherzigen Schwestern (2007) ist in Linz ein umfassendes augenärztliches Kompetenzzentrum entstanden. Die Größe und Leistungsstärke der Abteilung ermöglicht es nun, alle Bereiche der Augenheilkunde mit hoher Spezialisierung anzubieten. Die erfolgreiche Zusammenführung zweier früher unabhängiger Abteilungen hat Modellcharakter in Oberösterreich. 2011 wurde die Augenklinik der Barmherzigen Brüder zum Leitspital für stationäre Augenheilkunde in Oberösterreich berufen. Geleitet wird die Augenklinik von Prim. Univ.Prof. DDr. Ulrich Schönherr. Konventspital Barmherzige Brüder Linz, Seilerstätte 2, 4021 Linz, Tel. 0732/7897 www.barmherzige-brueder.at...augenheilkunde