In diesem Sommer geht in der Pfarre Linz-St. Severin eine Ära zu Ende. Nach 77 Jahren Seelsorge verlassen die Salesianer Don Boscos das Linzer Hafenviertel, Pfarrer und Kaplan hören gleichzeitig auf. Pfarrassistent samt Pfarrmoderator werden das Steuer in der Pfarre übernehmen.
Ausgabe: 2017/26
27.06.2017 - Paul Stütz
Als die KirchenZeitung Pfarrer Josef Parteder trifft, ist er gerade zurück vom Einkaufen. So wie immer kümmert er sich auch bei der Abschiedsmesse persönlich um den Blumenschmuck in seiner Kirche. Manchmal wacht er in der Nacht auf, weil er ihm wieder etwas eingefallen ist, was für seinen Abschied wichtig ist. Sechs Seiten lang ist die Liste bereits, voll mit Dingen, die es zu klären gibt. Etwa die Frage, wer die Kirche in der Früh auf- und am Abend zusperrt, nachdem kein Seelsorger mehr ständig vor Ort sein wird.
Pension und Ortswechsel
Pater Josef Parteder (79) wird noch bis August in der Gemeinde bleiben und dann zu seinem Alterssitz nach Amstetten übersiedeln. Der 75-jährige Kaplan Pater Siegi Mitteregger, der seit 2004 in St. Severin ist, wird bereits mit Juli komplett in die Nachbarpfarre Linz-Don Bosco wechseln, wo er bereits vorher einen Teil zur Seelsorge beitrug. Dort hat sich nach dem Tod von Pater Karl Bleibtreu letzten September eine große Lücke aufgetan. Den Salesianern Don Boscos, denen auch Altbischof Ludwig Schwarz angehört, fehlt es an Ordensnachwuchs, um die Pfarre St. Severin nachzubesetzen. „Es tut mir leid, dass wir niemanden haben“, sagt Parteder. Sein halbes Leben, 39 Jahre lang, wirkte er als Priester im Linzer Hafenviertel. „Ich mag die Leute, ich war sehr gerne hier, das hier ist mein Zuhause.“ Gerade die ältere Generation bildet in der Pfarre eine eingeschworene Gemeinschaft. Legendär sind etwa die Pfarrfeste sowie die Pfarrreisen, die Pater Parteder mit seiner Gemeinde unternommen hat.
Mit der Jugendarbeit haben die Ordensmänner in den letzten Jahrzehnten ein Stadtviertel mitgeprägt. „Die Salesianer haben uns beim Erwachsenwerden begleitet, die Türen standen für uns Jugendliche in der Pfarre immer offen“, erinnert sich Klaus Radler, der in der Pfarre aufgewachsen ist. Viele Jahr später gab es mit Kaplan Siegi Mitteregger noch immer einen Seelsorger, der sich gezielt um die Jungen annahm.
„Alles hat eine Grenze“
Das Aufhören ist für Pfarrer Parteder auch mit Wehmut verbunden, wie er im Gespräch mit der KirchenZeitung erzählt, „aber alles hat eine Grenze“. Parteder hat seit einigen Jahren einen mehrfachen Bypass am Herzen. Er kämpfte sich nach der Operation zurück ins Leben. Weiterzumachen war ihm selbst ein großes Anliegen. Die Pfarre hat auch nach ihm, nach den Salesianern, eine Zukunft, das betont Josef Parteder.
„Veränderungen muss es geben, das Leben geht weiter“, sagt auch der langjährige Pfarrmitarbeiter Franz Stauber. Der 89-Jährige hat kein Problem damit, dass es künftig mehr Wortgottesdienste und weniger Eucharistiefeiern gibt. Leichte Sorgen bereitet Franz Stauber, dass ab Herbst kein Seelsorger ständig in der Pfarre präsent ist. Der langjährige Pfarrmitarbeiter glaubt, dass mehr Verantwortung bei den Ehrenamtlichen, beim Pfarrgemeinderat liegen wird. Das Gremium hatte sich bereits in den letzten Jahren stark engagiert, damit die Pfarre erhalten bleibt. Sie erfüllten das, was sich Pater Parteder für die Pfarre auch für die Zeit nach ihm wünscht: „Der Zusammenhalt ist das Wichtigste.“ «
Das neue Leitungsmodell
Ab Herbst 2017 wird die 3000-Katholiken-Pfarre St. Severin von Pfarrassistent Helmut Eder und Pfarrmoderator Christian Zoidl geleitet. Der Laientheologe Eder wird dazu zur Hälfte als Pfarrassistent angestellt, die zweite Hälfte bleibt er wie bisher Obdachlosenseelsorger. Außerdem wird Barbara Hinterberger als Pastoralassistentin in St. Severin arbeiten. Der 70-jährige Priester Zoidl wird dann Pfarrer in Linz-Hl. Familie, Pfarrmoderator in St. Severin und Pfarrprovisor in Linz-Don Bosco sein.