167.500 landwirtschaftliche Betriebe gibt es in Österreich. Vor 50 Jahren waren es doppelt so viele – und das Höfesterben ist noch nicht zu Ende. Gibt es den Ausweg?
Wachse oder weiche! Das war die ungeschriebene Regel in der Landwirtschaft. Alternativen waren schwierig. In den letzten 50 Jahren hat sich die Zahl der Bauernhöfe halbiert, im gleichen Zeitraum hat sich die durchschnittliche Betriebsgröße verdoppelt – auf 19 Hektar. Viele Betriebe werden im Nebenerwerb geführt. Verschwunden sind innerhalb dieser Zeit ein Drittel der agrarischen Anbauflächen in Österreich. Dort befinden sich jetzt Einfamilienhäuser, Firmenareale, Supermärkte und Straßen.
Um die Zukunft der Landwirtschaft, und die damit eng verknüpfte Frage um eine gesunde Umwelt, machen sich viele Sorgen. Die Bauern und Bäuerinnen selbst, die Konsumentinnen und Konsumenten, nicht zuletzt der Papst. Mit seiner vor zwei Jahren erschienenen Enzyklika „Laudato si“ hat er die Landwirtschaft auch zu einer Kernfrage der Theologie gemacht. Nur in kleinbäuerlichen Strukturen wäre schöpfungsgerechte Landwirtschaft möglich, zeigte der Papst auf und warnte vor den Gefahren einer globalen, nur gewinnorientierten Agrarindustrie. Alle sollten den Weg einer Veränderung wagen – durch einen einfacheren Lebensstil. Die „Klagen der Armen und der Erde“ drängen darauf. Es wäre ein besseres Leben für alle.
Suche nach Alternativen
An der Katholischen Privatuniversität in Linz nimmt man den Ball auf. Dort läuft zur Zeit das Forschungsprojekt Konsumethik. Am 13. Juni stellte Christina Plank (Katholische Sozialakademie Österreichs) Versuche einer solidarischen Landwirtschaft vor. Es geht dabei um ein Wirtschaften und Konsumieren, das nicht auf Kosten der Natur und der Menschen in anderen Ländern geht. Immerhin haben in Österreich rund ein Fünftel der Landwirtinnen und Landwirte den Schritt in die Biolandwirtschaft gewagt, viele auch den in die Selbstvermarktung. Bauernhof und Kunden sollten dabei in ein neues Nahverhältnis gebracht werden, Konsument/innen sollten schlicht wieder mehr Gespür dafür bekommen, wie ihre Nahrung wächst und entsteht. Rund 30 Betriebe in Österreich, sechs davon in Oberösterreich, werden als „CSA-Betriebe“ geführt. „CSA“ steht für Community Supported Agriculture, deutsch spricht man von der „Bewegung für Solidarische Landwirtschaft“. Dabei gehen die bäuerlichen Betriebe mit den Konsument/innen eine Art Versorgungsgemeinschaft ein. Die Verbraucher/innen geben eine Abnahmegarantie, bezahlen auch im Voraus. Das Risiko einer schlechten Ernte wird gemeinsam getragen. Den Betrieben soll es mehr Sicherheit bringen, die Konsument/innen werden zu „Ernteteiler/innen“. Das Modell wird vor allem im Gemüseanbau praktiziert. Als „Alternativmodell“ für die Landwirtschaft generell sieht es Christina Plank nicht, es sei jedoch ein „Experimentierfeld“ und ein „Lernprozess“, um grundsätzlich zu einer besseren Form des Wirtschaftens zu kommen.