Mit einem Lächeln verbeugt er sich und bedankt sich für den Applaus. Keine Frage: Sein Spielen hat ihm selbst gefallen. Und das Publikum war richtig hingerissen von seiner virtuosen Kunst. Ein Leitartikel von Matthäus Fellinger.
Ausgabe: 2017/25
20.06.2017 - Matthäus Fellinger
s gibt eine Art von Freude, die kann man nicht alleine oder nur für sich selber haben. Beim Künstler und bei seinem Publikum, da ist es so.
Ein Vielfaches an Zeit übt und spielt er für sich selbst. Er tut es, weil er sich darauf freut, sein Können irgendwann zeigen zu können. In der Freude und in der Begeisterung seines Publikums blüht seine eigene Freude auf. Noch so perfekt könnte er sein, wenn sein Spiel keinen Gefallen fände, erstickte auch seine Freude.
Der Künstler und sein Publikum. Ich und die anderen. Oder auch: ich und du. Ein Mensch wird ganz Mensch erst in seinem Gegenüber. Wir sind nicht für uns selber gut – können es gar nicht sein. Das Beispiel vom Geigenvirtuosen verdeutlicht ein Zweites: was die Gemeinschaft den Einzelnen bedeutet. Das trifft auch auf Kirche zu. Sie ist gut, wenn sie aufmerksam ist den Einzelnen gegenüber: ihren Sorgen, den Freuden – nicht wie ein blind gewordener Spiegel, in dem ein Mensch sein Gesicht nicht mehr erkennt. Kirche, das ist ein Raum, in der die Freude groß werden kann – aneinander – weil es Ermutigung gibt und Applaus für das Gute.