Die Fahrdienstleiter sind verlässliche Begleiter der Bahnfahrenden. Und vor allem: Sie sind wetterunabhängig. Ein "Unter Uns" von KiZ-Redakteurin Christine Grüll.
Ausgabe: 2017/23
06.06.2017 - Christine Grüll
Es ändert sich so vieles, und das ständig. Das soll jetzt weder weinerlich klingen noch aufbruchsbegeistert, ich halte nur fest, was ist. Grantige Postbeamte hinter Schaltern sind verschwunden, kleine ADEG-Läden und die Wirtshäuser mit der hölzernen Kühlschranktür hinter der Schank. Auch die afrikanischen Studenten, die übers Land gezogen sind, um Tischtücher zu verkaufen, habe ich seit 30 Jahren nicht mehr gesehen. Aber eines bleibt, und das sind die Fahrdienstleiter.
Fährt ein Zug in den Bahnhof ein, treten sie aus der Dunkelheit des Bahnhofsgebäudes ans Licht. Mit roter Kappe, weißem Hemd und schwarzer Hose, umweht von einem Hauch von Monarchie. Sie erinnern mich an die Holzmännchen in den Wetterhäuschen – kleine Häuser mit zwei Türen, aus denen je nach Wetterlage ein Mann oder eine Frau hervorkommt. Soweit ich weiß, kommt die Frau immer bei Schönwetter. Der Fahrdienstleiter zeigt sich wetterunabhängig. Einem schaue ich besonders gerne zu. Mit seinem schwarzen Vollbart schaut er kämpferisch aus. Während er auf die Abfahrt des Zuges wartet, wippt er nervös mit einem Bein. Dann verschwindet er. Hoffentlich nur bis zum nächsten Zug.