Ein Bild der Verwüstung bot sich Generaldechant Slawomir Dadas, Obmann der ICO – Initiative Christlicher Orient. Mit einer Delegation besuchte er Dörfer in der Ninive-Ebene im Irak. Der IS – Islamische Staat wurde zwar vertrieben, aber ohne Hilfe können die Christen nicht in ihre angestammten Dörfer zurückkehren.
Ausgabe: 2017/23
06.06.2017 - Josef Wallner
Herr Pfarrer, was haben Sie vorgefunden, als Sie in die sogenannten befreiten Dörfer gekommen sind? Dr. Slawomir Dadas: Es waren Geisterdörfer, total menschenleer, mindestens die Hälfte aller Häuser völlig unbewohnbar. Am tiefsten haben sich die Bilder von schmutzigen Schultaschen und Spielzeug eingeprägt, die auf der Straße lagen.
Was ist Ihnen da durch den Kopf gegangen?Dadas: Mir sind die Jahre bewusst geworden, die diese Kinder verloren haben, unbeschwerte Jahre des Spielens, die sie nie mehr nachholen können, natürlich auch die fehlenden Schuljahre. Wir als Initiative Christlicher Orient möchten vor allem beitragen, dass die Kinder wieder Zukunft haben.
Was möchten Sie tun? Dadas: Zuerst muss die Regierung noch weiter Sicherheit schaffen. Aber das geht voran. Und dann werden wir die zurückgekehrten Dorfbewohner mit dem unterstützen, worum sie uns bitten. Wir werden ihnen nichts überstülpen. Zurzeit fehlt es an allem Materiellen, nicht aber am Glauben. Das hat mich sehr beeindruckt. Ihr tiefes Gottvertrauen ist bewundernswert. Die Leute haben in mehreren Ortschaften Kreuze errichtet. In der Nacht leuchten sie über die Ninive-Ebene. Das zeugt von Selbstbewusstsein. Das haben die Christen vor Ort sicher nötig, wenn man an ihre Zukunft denkt.
Die Hilfe wird nicht einfach sein …Dadas: Ja, und sie wird vor allem Jahre dauern. Aber als ICO werden wir bei den Menschen bleiben und Schritt für Schritt mit ihnen gehen. Dazu gehört die Unterstützung für die Renovierung von Häusern oder der Wiederaufbau von Pfarrzentren und Kirchen. Es wird auch Therapeuten brauchen. Vor allem müssen wir persönlich Kontakt mit den betroffenen Menschen halten.
Warum ist der Kontakt so wichtig?Dadas: Bei unseren Begegnungen haben wir erlebt, dass sich die Leute von der ganzen Welt verlassen fühlen. Besuche sind enorm wichtig. Wir sind einer Gruppe von jungen Leuten aus Frankreich begegnet, die den Einheimischen beim Wegräumen der Trümmer geholfen haben. Natürlich weiß ich, dass nur die wenigsten von uns das tun können. Aber wir müssen den Christen im Irak das Gefühl geben, dass wir an sie denken. Eine Form des „An-sie-Denkens“ besteht im Gebet, eine andere in der finanziellen Unterstützung. Darum möchte ich sehr bitten: dass wir unseren Schwestern und Brüdern im Irak die Solidarität zeigen, die jedem von uns möglich ist.
Die Diözese Linz und der Irak
Der Mariendom in Linz wird bald eine Baustelle. Der Altarraum wird neu gestaltet. Die KirchenZeitung berichtete ausführlich. Bischof Manfred Scheuer wies bei der Vorstellung des Projekts darauf hin, dass die Diözese Linz nicht nur ihren Dom erneuern will, sondern gleichzeitig auch eine zerstörte Kirche im Norden des Iraks wieder aufbauen wird.