Wie alles emporschießt auf den Feldern! Wachsen ist Segen. Das spüren Menschen, die viel mit der Natur zu tun haben. Das Leben selbst und was ein Mensch zum Leben braucht – es wächst einem zu. Ein Leitartikel von Matthäus Fellinger.
Ausgabe: 2017/23
06.06.2017 - Matthäus Fellinger
Alles hängt vom Wachstum ab, sagen die Wirtschaftsexperten. Doch gerade Menschen, deren Leben eng mit der Natur verbunden ist, wissen: Die Zeit des Wachsens ist kurz. Länger ist die Zeit des Ausreifens, dann auch des Ruhens in der Natur. Würde alles zu jeder Zeit nur wachsen, das Leben würde in sich selbst ersticken. Dann wäre Wachsen nicht Segen, es brächte den Tod.
Es gibt die Zeit, in der das Leben besser beim Kleiner-Werden aufgehoben ist. Wo immer nur das Bessere Beachtung findet, verliert das Gute seinen Geschmack. Da ist bald nichts mehr gut genug. In der beständigen Lust auf Mehr stirbt die Zufriedenheit. Immer mehr heißt: nie genug! Das ist eine verhängnisvolle – um nicht zu sagen – teuflische Versuchung.
Genügsam leben – das meint, es genug sein lassen zu können. Einfach ist es nicht – und braucht wohl Vertrauen und Übung.
Die Sommer-Sonnenwende steht an. Es scheint, als hätte auch der Lauf der Welt in vielem seinen Zenit überschritten. Mehr und mehr zeigt sich: Nicht im Mehr liegt der Segen. Die Fülle des Lebens lässt sich eher im Kleinen, im Einfachen, im Nächsten entdecken.