Ein Garten bringt Arbeit und Genuß. Wer aber keinen Blick für die Schönheit der Brennnessel hat, kann auch nicht richtig genießen. Meint KiZ-Redakteur Josef Wallner in seinem "Unter Uns".
Ausgabe: 22/2017
30.05.2017 - Josef Wallner
Wöchentlich ist der Rasen zu mähen. Wie das Gras doch in diesen Wochen in die Höhe schießt. Ein paar Äste des Nussbaums haben keinen Respekt vor der Grundstücksgrenze des Nachbarn und machen sich bei ihm breit. Kein drängendes Problem, aber irgendwann sollte man doch die Leiter holen. Einige Stauden sind so weit Richtung Gehsteig gewachsen, dass sie bald einmal die Fußgeher stören könnten, vor allem die stachelige Heckenrose darf man nicht aus den Augen verlieren.
Der Garten macht Arbeit. Fast könnte man das Gefühl bekommen, dass man vor lauter notwendigen Tätigkeiten keine Zeit mehr findet, um den Garten zu genießen, mit einem Packen Zeitungen und dem Liegestuhl sich an einen ungestörten Platz zu verziehen. Gibt es einen Ausweg aus der Alternative „Erholung im Garten und Erholung vom Garten“? Man darf nicht in die Entweder-Oder Falle tappen. Erstens kann man sich ganz gut beim Garten arbeiten erholen, wenn man ein gemäßigtes Tempo einschlägt und wenn man den inneren Antreiber bekämpft, der stets noch ein Unkraut findet, das ausgerissen gehört. Und hier noch eins, und dort auch. Auch eine Brennnessel ist schön und auch neben ihr lässt sich wunderbar ruhen.