Liturgische Kleidung für Frauen und Männer, die Wort-Gottes-Feiern oder Begräbnisse leiten, ist in vielen Pfarren eine Selbstverständlichkeit geworden – so wie es das römische Messbuch vorsieht. Durch eine Präsentation von Kleidern für den Gottesdienst in Hannover – man könnte auch Modeschau dazu sagen – ist die Frage nach einem besonderen liturgischen Gewand für Frauen aufgetaucht.
Ausgabe: 2014/14, Liturgische Kleidung, Wort-Gottes-Feiern, liturgisches Kleid für Frauen
01.04.2014 - Josef Wallner
Eine spannende Zeit bezeichnet Irmgard Lehner die Monate, in denen sie nach einem liturgischen Kleid gesucht hat. Die Pfarrassistentin von Wels-St. Franziskus erinnert sich gerne an diesen Prozess des Überlegens und Probierens: Es sollte ein eindeutig liturgisches Gewand sein und doch wollte sie als Person darin nicht verschwinden. Auch durfte es nicht zu weit geschnitten sein, damit sie auch als Frau noch sichtbar bleibt. Im Entwurf einer Schülerin der Lentia-Modeschule stieß sie auf ein Design, das sie ansprach. Dorothea Schwarzbauer-Haupt, lange Jahre Vorsitzende der diözesanen Frauenkommission und ebenfalls auf der Suche nach einer passenden liturgischen Kleidung, hatte die Modeschülerin um einen Vorschlag gebeten. Lehner setzte den Entwurf um (siehe Bild rechts außen): Das Grundelement besteht aus einem knöchellangen Mantel, ausgeführt in einem edlen Stoff, der an das Taufkleid erinnert. Der Mantel wird aber nicht zugeknöpft, sondern es ist ein Stoffband einhängt. Wenn man sitzt oder geht, kommt dieses zum Vorschein. Um den Hals trägt Lehner einen Schal in unterschiedlichen Farben – je nach Zeit des Kirchenjahrs. Sie fühlt sich in ihrem Gewand sehr wohl, denn es unterstützt sie in dem, was sie tut: „In der Liturgie sollen die handelnden Personen in ihrer Gestalt authentisch die Botschaft Jesu zum Ausdruck bringen in ihren Worten, in ihren Gesten und in ihrem Auftreten.“ Das liturgische Gewand ist keine Verkleidung, sondern hat sich als Rollengewand hilfreich für die Gottesdienstbesucher/innen und stärkend für sie selbst erwiesen, resümiert Pfarrassistentin Lehner aus ihrer nun schon fünfzehnjährigen Erfahrung. Dass viele ihrer hauptamtlichen Kolleg/innen und Ehrenamtliche liturgische Kleidung tragen, zeigt, dass sie sich bewährt hat.
Liturgiekleid erinnert an Taufkleid
Die allermeisten Frauen entscheiden sich aber nicht für die Mantelform, sondern haben als Grundform eine Albe, ein langes weißes Gewand, das lange Zeit nur als liturgisches Untergewand unter dem Messgewand des Priesters definiert wurde. Doch es symbolisiert in erster Linie das Taufkleid. Frauen haben ihre Albe oft tailliert geschnitten, am ehesten unterscheiden sich die Gewänder der Frauen aber im Schnitt des Albe-Kragens von den Männern, weiß Sr. Marta Bayer. Sie leitet die Paramentik-Werkstätte der Steinerkirchner Schwestern und hat den besten Überblick. Frauen bevorzugen weichere Formen. Schals als Accessoirs sind ebenfalls frauenspezifisch, so Sr. Martha. Auf der Albe können Stoffleisten in den verschiedenen Farben fixiert werden. Auch verschiedene „Kragen“ (Bänder), die über der Albe getragen werden, schaffen ein unterschiedliches Design. Ein Kragen kann in einem Spitz nach vorne verlaufen oder als rechteckiger Sattelkragen mit einem Streifen nach unten gestaltet sein. „Wir stehen derzeit in keiner großen Probier- und Versuchsphase wie vor fünfzehn Jahren“, sagt Sr. Martha. Die angebotenen Modelle lassen eine große Variationsbreite zu und bewähren sich. „Wichtig ist, dass die Kleidung in Schnitt und Länge gut passt.“ Nicht um den Umsatz zu steigern, sondern aus Überzeugung betont sie, dass Maßanfertigungen sinnvoll sind. Dem stimmt Christa Grünberger-Wurm aus Grünbach bei Freistadt unbedingt zu. Da sie relativ groß ist, hat sie keine Einheitsgröße, sondern ihr eigenes Gewand.
Kleid schafft Sicherheit
Dass die Freiheit herrscht, ob man liturgische Kleidung trägt oder nicht, ist selbstverständlich. Martha Leonhartsberger aus Baumgartenberg hält Schulungen für Wortgottesdienst-Leiter/innen. Dabei lässt sie auch die Kleidung ausprobieren: Obwohl Frauen eine Riesenscheu davor haben, fühlen sie sich rasch wohl darin. Es schafft Sicherheit und Unabhängigkeit von der Mode. „Da heißt es dann nicht: Die trägt immer denselben Flachel oder die hat schon wieder was Neues.“ „Edel und schlicht“ – das ist das Kriterium, das Pfarrassistentin Sissy Kamptner (Steyr-Christkindl) an die liturgische Kleidung legt. Sie hat für sich diese Form gefunden. Das Gewand darf sich nicht von der Einfachheit loslösen, betont sie. Eine Notwendigkeit, nach eigenen Frauengewändern zu suchen, sieht sie derzeit nicht.