„Manche Pfarren haben bis zu neun Bauprojekte in Bearbeitung“
Wann bauen, wenn nicht jetzt? So planen derzeit besonders viele Pfarren. Der Ökonom und Finanzdirektor der Diözese Linz, Mag. Reinhold Prinz, erklärt, wie er den derzeitigen Bauboom in Oberösterreichs Pfarren bewältigen will.
Ausgabe: 2014/11, Prinz, DFK, Pfarrzentrum
11.03.2014 - Interview: Matthäus Fellinger
Der Zukunftsprozess der Diözese Linz sollte auch eine solide wirtschaftliche Basis sicherstellen. Wie geht es der Diözese finanziell? Mag. Reinhold Prinz: Der Zukunftsprozess zeigt Wirkung. Wir sind dabei, das Vorgenommene umzusetzen, dabei unterstützen uns auch die derzeit stabilen Kirchenbeitragseinnahmen.
Zurückgefahren sollte auch das Baubudget der Diözese werden. Seit drei Jahren gilt eine neue Bauordnung. Welche Erfahrungen gibt es? Prinz: Die Intention war nicht, das Baubudget zurückzufahren, sondern die Pfarren gezielt und zeitgerecht bei ihren Vorhaben zu unterstützen. Der Bauablauf inklusive Genehmigungsverfahren wurde neu strukturiert, um dies gewährleisten zu können. Jedoch sollte das Finanzielle niemals an erster Stelle stehen. Zuerst fragen wir: Wie sieht die pastorale Notwendigkeit aus, wie lässt es sich bautechnisch bewältigen? Erst dann kommt man zur Finanzierung. Besonders wichtig ist es für uns, dass wir die Pfarren zeitgleich beim Bauen unterstützen. Sie sollten nicht drei oder vier Jahre warten müssen, bis sie das Geld aus unserem Kirchenbeitragstopf bekommen. Das ist auch notwendig, weil die öffentliche Hand oft erst zu einem späteren Termin auszahlt, als zugesagt ist.
Nun sehen Sie sich aber geradezu einem Bauboom ausgesetzt. Wo liegen die Gründe? Prinz: Vermutlich hängt dies mit den Pfarrgemeinderats-Wahlen 2012 zusammen. Die Ausschüsse sind nun neu konstituiert – und die Pfarrgemeinden wollen die Projekte verwirklichen, die sie sich vorgenommen haben. Ich habe das Gefühl, dass viele sagen: Wann sollten wir renovieren, wenn nicht jetzt? Gute bauliche Voraussetzungen sind auch ein wichtiges Instrument für die Pastoral.
Kommen Sie dadurch in finanzielle Probleme? Prinz: In den letzten Jahren wurden Baurücklagen gebildet. Wir gehen nun mit dem Verbrauch dieser Rücklagen, mit den Geldern unserer Kirchenbeitragszahler/innen, sorgsam um und fragen bei allem: Was ist notwendig, was können wir uns wirklich leisten?
Allein 2013 haben die Pfarren 330 neue Bauanträge gestellt, heuer sind bereits 53 dazugekommen. Wie lässt sich das bewältigen? Prinz: Im Baureferat sind 20 engagierte Mitarbeiter/innen beschäftigt, die versuchen, mithilfe unserer neu strukturierten Abläufe die derzeit wirklich vielen Anträge abzuwickeln. Wichtig sind aber vor allem die personellen Ressourcen in den Pfarren. Dort sind Hauptamtliche und vor allem viele Ehrenamtliche am Werk, die uns im Rahmen ihrer Möglichkeiten unterstützen, dafür gebührt ihnen allen ein herzliches Vergelt’s Gott. Um unsere Ehrenamtlichen und unsere gesamte Organisation nicht zu überfordern, wäre es sinnvoll, nur maximal ein Bauprojekt pro Pfarre gleichzeitig zu beantragen bzw. durchzuführen. Erst wenn ein Projekt gebaut und abgerechnet ist, soll ein Neues eingereicht werden. Derzeit haben manche Pfarren bis zu neun Projekte in Bearbeitung.
Jede Pfarre ein Pfarrzentrum – gilt das noch? Prinz: In jeder Pfarre braucht es einen pfarrlichen pastoralen Stützpunkt neben der Kirche. Die Tendenz ist, dass wir dort, wo es mehrere pfarrliche Gebäude gibt, versuchen, diese an einem Standort zu bündeln.
In manchen Ländern werden Kirchen abgegeben, wenn sie für die Seelsorge nicht mehr benötigt werden. Ist das auch bei uns ein Thema? Prinz: Wir setzen uns mit diesen Themen auseinander. Im Vorjahr gab es in Linz ein interdisziplinäres Symposium „Zukunftsperspektiven für die Nutzung von Sakralbauten“, ein Projekt des Kunstreferats der Diözese Linz in Kooperation mit dem Architekturforum Oberösterreich und dem Bundesdenkmalamt. Wir sind in der Diözese Linz noch in der glücklichen Lage, dass hier derzeit kein unmittelbarer konkreter Handlungsbedarf besteht.
Zum Thema
520 Bauvorhaben
Seit dem Jahr 2011 gilt die neue Bauordnung in der Diözese Linz. Sie sollte den Ablauf von Bauvorhaben für die Pfarren erleichtern. Insgesamt 520 Bauanträge aus den Pfarren liegen derzeit vor. Im Vergleich zu anderen Diözesen werden Pfarren beim Bauen aus dem Budget der Diözese Linz intensiv gefördert. Der diözesane Gesamtaufwand für Baumaßnahmen in den Pfarren betrug 2010 genau 24,7 Mio. Euro, 2013 waren es 22,5 Mio Euro. Für das laufende Jahr 2014 erwartet Finanzdirektor Reinhold Prinz einen deutlich höheren Aufwand an Zuschüssen aus dem Diözesantopf, nämlich ca. 32 Mio Euro.