KTU Linz: Konflikt entzündete sich an der Erweiterungsstrategie
Einen Bruch der demokratischen Gepflogenheiten bemerken Studierende an der Katholisch-Theologischen Universität (KTU) Linz. Im Zentrum der Kritik: Rektor Ewald Volgger. Gespräche sollen einen Ausweg aus dem Konflikt ermöglichen. Die Zeit drängt.
Ausgabe: 2014/08, studieren, KTU
18.02.2014 - Matthäus Fellinger
„Wir möchten, dass die Leute wieder gerne an unserer Uni studieren und dass sie nicht nur zu Pflichtveranstaltungen und Prüfungen kommen; wir wollen ein Klima von Freiheit spüren, dass es gerecht zugeht und dass andere Meinungen respektiert werden“ – sagt Stephanie Bayer. Sie ist in der Pfarre Traun engagiert und studiert Theologie. Später möchte sie einen kirchlichen Beruf ergreifen, ob in einer Pfarre oder anderswo, da macht sie sich noch nicht allzu viele Gedanken. Im Moment studiert sie – und sie ist Sprecherin der Studierendenvertretung der Theologischen Universität in Linz. Da ist zurzeit viel Fingerspitzengefühl gefragt – von allen Seiten. „Nichts zu sagen wäre das Schlechteste, was man tun könnte“, meint sie.
Wachstumsschmerzen an der Uni
Die Theologische Universität Linz soll mit finanzieller Unterstützung des Landes ausgebaut werden. Ein universitäres Philosophiestudium ergänzt die Palette des Universitätsstandortes Linz. Also wird das bisherige Institut für Kunstwissenschaft und Philosophie (IKP) zur Fakultät erweitert – mit einem Schwerpunkt auf praktischer Philosophie. Mit drei zusätzlichen Professorenstellen entsteht die neue kunstwissenschaftlich-philosophische Fakultät. Ein Verdienst – wird allseits zugestanden – vor allem des Rektors der Universität Univ.-Prof. Ewald Volgger. Um die konkrete Umsetzung wuchsen jedoch die Spannungen. Sie führten zum Rücktritt zweier leitender Persönlichkeiten an der Uni: Univ.Prof. Monika Leisch-Kiesl legte die Leitung am IKP zurück, Univ.Prof. Michael Rosenberger sein Amt als Vizerektor. Ihre Professuren behalten sie jedoch. Ihr Hauptkritikpunkt: An der KTU geht es nicht mehr demokratisch zu. Haben bisher im Hochschulkollegium die Professor/innen einerseits sowie die Assistent/innen und Studierendenvertretung andererseits gleich viele Stimmen gehabt, soll dieses Gleichgewicht künftig zwar noch innerhalb der beiden Fakultäten gelten, im künftigen Universitäts-Senat, dem gemeinsamen Leitungsgremium, soll kedoch die Professorenschaft die Mehrheit haben. Das verlangt, so Rektor Volgger, die zuständige Stelle in Rom, die das neue Statut anerkennen muss. Während die Professorenschaft Rektor Volgger mehrheitlich unterstützt, sehen Leisch-Kiesl, Rosenberger wie auch die Studierendenvertreter/innen einen Bruch der demokratischen Gepflogenheiten. Über das künftige Statut wurde nämlich nicht abgestimmt. Die Studierenden fühlen sich in ihrem Mitspracherecht beschnitten. „Was alle angeht, muss von allen entschieden werden“, wollen sie auch im Senat entsprechendes Gewicht.
Wie es weitergeht
Für Mitte März kündigte Rektor Volgger nun eine Vollversammlung an: Professor/innen, Assistent/innen und Studierendenvertretung sollen sich an einen Tisch setzen. Und: „Selbstverständlich werde ich auch eine Einladung annehmen, um mit den Studierenden zu sprechen“, hofft Volgger auf Entspannung. Die Studierendenseite ist dafür offen, wenn es ohne Vorbedingungen geschieht. Leisch-Kiesl sieht die Lage so verfahren, dass nur ein externes Konfliktmanagement weiterhelfen könnte. Die Zeit drängt, denn die neuen Lehrstühle sind ausgeschrieben. Schon ab Oktober 2014 soll der Betrieb nach dem neuen Statut laufen. Eine Katastrophe – so Volgger – wäre eine Startverschiebung um ein Jahr auch nicht. Studierende verweisen darauf, dass die lange geübte sehr demokratische Struktur und das gute Gesprächsklima zur Attraktivität des Theologiestudiums in Linz beigetragen haben. „Auch wenn Trends in der Gesellschaft anders sind, das sollten wir beibehalten“, meint Studierendenvertreterin Irene Dorfer. Und Stephanie Bayer: „Wir hoffen sehr, dass es sich zum Guten wendet.“