Regelmäßig mit dem Betteln konfrontiert zu sein, strapaziert die Nerven. Trotzdem hält KiZ-Redakteur Paul Stütz nichts vom Bettelverbot. Ein "Unter uns".
Ausgabe: 2017/21
23.05.2017 - Paul Stütz
Eines Tages stand die junge Frau vor meiner Wohnungstür. Sie hielt mir ihr schlafendes Baby entgegen und sagte, dass sie dringend Kleidung, Windeln oder Geld für ihr Kind brauche. Ich gab ihr ein paar Münzen aus Mitleid. Betteln müssen ist ein hartes Schicksal. Macht niemand, weil es so „lustig“ ist. In der Nachbarschaft hatten die Frau und ihre Verwandten bald darauf ebenfalls geklingelt. Irgendjemand rief die Polizei. Heute, ein Jahr später, kann ich diese Reaktion verstehen. Ich bin vor allem von der Bettlerfamilie genervt. Manchmal vergeht kein Tag, an dem nicht einer von ihnen anläutet. Einmal etwas zu geben bedeutet, künftig keine Ruhe mehr zu haben. Sie erkennen die Grenzen nur, wenn man sie ziemlich harsch und unfreundlich anredet. Ich ärgere mich über mich selbst, weil ich ein Stück weit naiv war. Meine politischen Ansichten haben sich dennoch nicht nach rechts zu „Bettelverbot-und-sonst-nichts-Fraktion“ gedreht. Das sektorale Bettelverbot in der Linzer Innenstadt bringt die Bettler dazu, es bei den Häusern zu probieren, was das Problem nur verlagert. Während Einzelne mit der Armutsbekämpfung überfordert sind, könnte die Stadt Linz ihre Verbote hier mit wirkungsvollen Maßnahmen ergänzen.