Vergangenen Samstag ist der ehemalige Diözesanbischof von St. Pölten, Kurt Krenn, nach längerer, schwerer Krankheit verstorben. Der im persönlichen Umgang freundlich-leutselige Mühlviertler zählte zu den umstrittensten Kirchenmännern Österreichs in der jüngeren Vergangenheit.
Ausgabe: 2014/05, Krenn, Bischof, Rannariedl
28.01.2014
Als Kurt Krenn 1987 zum Weihbischof von Wien geweiht wurde, musste er von der Polizei über am Boden liegende Gläubige hinweg in den Dom geführt werden. Ein Jahr zuvor war Hans Hermann Groer zum Erzbischof von Wien ernannt worden. Viele fanden das als einen von konservativen Kreisen vorbereiteten vatikanischen „Schlag ins Gesicht“ der von Kardinal König und den Konzilsbischöfen geprägten Kirche von Österreich. Kurt Krenn galt vielen als „intellektuelle Speerspitze“ dieser „Wende“. Und er wurde dieser Rolle mit seinen pointierten, oft provokant-kämpferischen Aussagen durchaus gerecht, auch weil viele Medien lieber einen polarisierenden Kurt Krenn als einen auf Ausgleich bedachten Bischof Weber befragten.
Nach seiner Ernennung zum Bischof von St. Pölten (1991) kommt es innerhalb der eigenen Diözese sowie im Verhältnis zur Bischofskonferenz zu weiteren Spannungen, vor allem in der Auseinandersetzung um Kardinal Groer, das Kirchenvolksbegehren und den Dialog für Österreich, den er für unkatholisch und tot erklärt. „Es gelang Bischof Krenn nicht, die entstandenen Polarisierungen abzubauen“, sagt Bischof Klaus Küng in einem Rückblick. „Wer ihn näher gekannt hat, weiß, dass er unter dieser Situation nicht wenig gelitten hat; man darf aber auch nicht übersehen, dass unter den aufgetretenen Spannungen viele andere ebenso litten.“
Im Oberen Mühlviertel, wo Kurt Krenn 1936 in Rannariedl geboren wurde, war er nicht nur als leutseliger „Herr Professor“ und fleißiger Aushilfsseelsorger beliebt, gemeinsam mit seinen Brüdern hat er dort eine Reihe wichtiger Infrastrukturprojekte wie die Errichtung der Donaubrücke oder des Krankenhauses Rohrbach nachhaltig unterstützt. Er, so sagt der evangelische Superintendent von Niederösterreich, Paul Weiland, sei bei vielen Anlässen „einem anderen Bischof Krenn begegnet, als er in den Medien und in so manchen Auseinandersetzungen präsent war“.