Ob mit dem Fahrrad oder zu Fuß, ob bei einem Marienmarterl oder in der Kirche – Maiandachten erfreuen sich seit Jahren wieder steigender Beliebtheit. Die Formen sind vielfältig. Sie reichen von der Mundart-Maiandacht bis zur Radfahrt von Kapelle zu Kapelle. Erstmals ist 1784 in Ferrara eine Maiandacht nachgewiesen. Über Italien breitet sie sich rasch in ganz Europa aus und gilt bereits ab 1860 als die bedeutendste marianische Andachtsform der Epoche.
Ausgabe: 2017/21
23.05.2017 - Josef Wallner
Die barocke Fassade des Schlosses Hohenbrunn, die von den Strahlen der Abendsonne beleuchtet wird, das mit Flieder geschmückte Marienmedaillon inmitten der weiten Parkanlage – für Menschen, die gerne in der Natur sind, ist das ein Platz, an dem das Herz aufgeht. Dorthin lud die Bezirksgruppe Linz-Land des Oö. Jagdverbandes zu ihrer jährlichen Maiandacht. „Hören wir in uns hinein, was uns in der freien Natur und in den Gärten an Schönem geschenkt wird“, sagt Landesjägerpfarrer Hermann Scheinecker in seiner Predigt: „Geben wir die Freude, die wir in der Natur erfahren, auch weiter, wenn wir vom Revier nach Hause kommen.“ Für Landesjägermeister Sepp Brandmayr, der im Schloss Hohenbrunn bei St. Florian sein Büro hat, steht außer Frage: „Es gibt keinen ungläubigen Jäger. Wer aufmerksam die Natur betrachtet, spürt hinter der Schöpfung einen Schöpfer.“ Wenn er in seinem Revier am Hochsitz sitzt und die Kirchenglocken von Ferne läuten hört, hält er inne und ist dankbar: „Wir brauchen uns für unser Bekenntnis zum Glauben und zu Gott nicht zu schämen.“
Wie die Jäger verbinden auch pfarrliche Gruppen ihre Maiandachten mit dem Erleben der Natur. Pfarrassistent Fritz Klinglmair aus Pennewang war mit 15 Turnerinnen und Mitgliedern des Seniorenbundes mit den Fahrrädern in der Pfarre Bachmanning unterwegs, um bei mehreren Kapellen Station zu machen, kurze Impulse zu geben und um zu beten. Die Besitzer der Kapellen luden zu einer kleinen Stärkung ein.
Eine „Maiandacht to go“ veranstaltete das Familiengottesdienst-Team der Pfarre Schönering am Muttertag. Im Rahmen einer Wander-Maiandacht mit meditativen Betrachtungen an vier Stationen wurden das Mutter-Sein, Maria und Mutter Erde bedacht, bestaunt, besungen und gefeiert: etwa vor dem Hintergrund des Beatles-Songs „Let it be“ im Blick auf Maria, die die „verrückte“ Idee Gottes geschehen ließ. Oder man schaute aus dem Blickwinkel einer Mutter auf das „schwierige“ Kind Jesus, das eigene (Kreuz-)Wege geht. Auch Marias konsequentes Ja zur Zumutung Gottes beeindruckte angesichts der vielen halbherzigen „Ja aber“ der Menschen, schließlich war auch der Mutter Erde eine Station gewidmet.
Im Frühjahr 1987 errichteten Gottfried und Maria Schwaiger, vulgo „Putzn“, auf ihrem Grundstück in Langwies/Ebensee eine Kapelle zu Ehren der Gottesmutter. Zur Eröffnung wurde eine Maiandacht mit Familienmitgliedern, Nachbarn und Freunden gefeiert. Daraus ist eine Tradition geworden Die heuer 30. Maiandacht gestalten Pfarrer Dechant Alois Rockenschaub und Diakon Fridolin Engl.
Die Raiffeisenbank St. Marien bei Linz feierte in der Filialkirche St. Michael eine Maiandacht, zu der mit Freude viele Freunde der Bank kamen.
Moment
In Mundart mit Maria reden
Kirchdorf am Inn. Zu einer Mundart-Maiandacht luden die Kirchdorfer Goldhaubenfrauen in ihre Pfarrkirche sämtliche Goldhaubengruppen des Bezirks Ried im Innkreis. Mehr als 260 Frauen und Haubenmädchen nahmen an dem von Pastoralassistentin Patrizia Wohlmacher gestalteten Gottesdienst teil. Die Gründungsobfrau der oberösterreichischen Goldhaubengruppen Anneliese Ratzenböck hat die Mundart immer wieder als „Sprache des Herzens“ bezeichnet. Die Mundart fand sich dann auch in traditionellen Marienliedern, die vom Kirchdorfer Kirchenchor unter Leitung von Konsulent Josef Schachinger dargeboten wurden. Dass die Kirchdorfer Goldhaubenfrauen nicht nur Brauchtum pflegen, sondern auch für Neues offen sind, zeigt die Integration von Asylsuchenden in ihre Gemeinschaft.