Berühmt ist der Arbeitsplatz von Karin Schamberger schon lange: Die Bibliothek des Stiftes Admont gilt als größte Klosterbibliothek der Welt. Seit heuer ist auch klar: Sie beherbergt eines der ältesten deutschsprachigen Dokumente.
Nach dem ersten Wort „Abrogans“ ist das Verzeichnis aus dem Mittelalter benannt, das lateinische Begriffe ins Althochdeutsche überträgt. 2012 fand der Klosterneuburger Experte Martin Haltrich in Admont Fragmente davon. Dieser Tage wurde nun bekannt: Es ist eine frühe Fassung, die zwischen 800 und 810 entstand. Die Admonter Bibliothekarin Karin Schamberger kann sich daher über mediales Interesse an ihrer Wirkungsstätte freuen.
Lebendig. Ihre Bibliothek ist Ort lebendiger Forschung. „Kirchliche Bibliotheken zwischen Vergangenheit und Zukunft“ war das Motto einer Tagung zu Wochenbeginn in Herzogenburg, an der Schamberger teilnahm. Sie ist Sprecherin der Landesgruppe Österreich-Südtirol-Schweiz der Arbeitsgemeinschaft katholisch-theologischer Bibliotheken. Die Abrogans-Fragmente passen zu einer Aufgabe der 44-jährigen Historikerin und Bibliothekswissenschaftlerin, nämlich die Geschichte der Bücher zu erforschen: Die Abrogans-Teile stammen aus dem Einband eines barocken Buches, das im 20. Jahrhundert nach Admont gekommen sein dürfte.
Dort arbeitet die gebürtige Niederösterreicherin, die 13 Jahre lang im Archiv der Erzdiözese Salzburg wirkte, seit 2014. Neben der Erstellung eines Online-Katalogs ist die Digitalisierung der Handschriften eine ihrer Aufgaben. Auch privat ist Admont ihre Heimat geworden, wo ihr Sohn zur Schule geht und von wo aus ihr Mann zur Arbeit nach Salzburg pendelt.