Gerade jene Belange, ohne die ein Mensch schwer leben könnte, sind es, über die sich Menschen am häufigsten lustig machen. Liebesangelegenheiten zum Beispiel. Wenn man jemandem wirklich weh tun möchte: Hier sind Menschen verwundbar. Ein Leitartikel von Matthäus Fellinger.
Ausgabe: 21/2017
23.05.2017 - Matthäus Fellinger
Mit dem Herzen ist es auch so – und mit der Herzlichkeit. Wurde uns das im politischen Alltag nicht ganz massiv vor Augen geführt? Berechnung schlägt Herz. Taktik den Anstand. „Nur die Härtesten kommen durch.“
Aber was wird aus einer Gesellschaft, in der eben nur noch die Härtesten, die Abgebrühtesten, die Raffiniertesten an den Hebeln sitzen – und nicht die Sensiblen, Verletzlichen, oder eben die Herzlichen?
Ohne Herzlichkeit kommt der Mensch nicht weit. Deshalb wird das Herz in der Bibel sehr groß geschrieben. Klugheit ohne Herzlichkeit macht hart. Herzlichkeit steht für ein nicht nur gebildetes, sondern auch ein empfindsames Gewissen. Eine Zuneigung. Ein Wohl-Wollen.
Die Herz-Jesu-Frömmigkeit ist bei vielen in den Ruf eines skurrilen Überbleibsels unaufgeklärten Christentums geraten. Aber zeigen sich in der aktuellen gesellschaftlichen Wirklichkeit nicht ganz massive Rhythmusstörungen? Eine Art Herzenge? Eine Blutleere? Soll aus einem bloßen Nebeneinander der Menschen ein Miteinander werden, braucht es mehr Herzlichkeit.