Die Pfarr- und Wallfahrtskirche Maria Schmolln wurde vor 150 Jahren geweiht. Doch die Freude zum Jubiläum ist getrübt. Die Franziskanerpatres werden die Pfarre verlassen.
Ausgabe: 2013/44, Maria Schmolln, Pilgern, Wallfahrt, Madlbauer
29.10.2013 - Josef Wallner
Nicht ein Wunder, sondern ein Problem war der Anlass für die Entstehung des größten Wallfahrtsorts im Innviertel, erzählt P. Bertram Sonnleitner. Der Franziskanerpater ist Pfarrer und Wallfahrtsseelsorger in Maria Schmolln: Es war im Jahr 1735, als die Frau des Madlbauern starb. Da am Hof dringend eine Bäuerin benötigt wurde, heiratete er rasch ein zweites Mal. Der zwölfjährige Sohn kam mit dieser neuen Situation nicht zurecht, lief von zu Hause weg und blieb vermisst. In seiner Verzweiflung brachte der Madlbauer entlang des Wegs durch die Schmolln eine Kopie des Passauer Gnadenbilds „Maria Hilf“ an. Auf die Fürbitte der Gottesmutter, so hoffte der Bauer, würde der Sohn zurückkehren. Doch er kam nicht wieder. Aber bald kamen Menschen, die unter ähnlichen Sorgen litten: Probleme in Beziehung und Familie. Mit einer Kapelle entstanden auch Häuser. Die wachsende Zahl der Pilger und der weite Weg, den Schüler des Gebiets nach Höhnhart und Schalchen zurückzulegen hatten, ließ schließlich den Wunsch nach einer eigenen Schule und Pfarrkirche immer lauter werden. Mit Erlaubnis, aber ohne finanzielle Unterstützung von Bischof Franz Joseph Rudigier baute die Bevölkerung selbst ihre Kirche. Am 28. Oktober 1863 konnte sie geweiht werden. In einer folgenden Bauetappe verband man Gnadenkapelle und Kirche.
Eine Kirche der Leute
Die Wallfahrt florierte bestens; selbst als die Nationalsozialisten diese 1943 verboten, ließen sich die Menschen nicht abhalten. „Der Opferstock war besser denn je gefüllt“, schmunzelt P. Bertram: „Das war eine Weise der Menschen, ihre Ablehnung des Regimes zu zeigen.“ Heute pilgern jährlich mehr als 100 angemeldete Gruppen nach Maria Schmolln. Das sind rund 5000 Wallfahrer/innen, dazu kommen die vielen Einzelpilger. Seit Anfang an werden Wallfahrt und Pfarre vom Franziskanerorden betreut. Die Schmollner verpflichteten sich mit Unterschrift und Siegel, für alle Zeiten und nach besten Kräften für die Franziskaner und ihr Kloster zu sorgen. Die Pfarrbevölkerung würde das weiterhin gerne tun, doch hat sich die Lage nun geändert. Die Provinzleitung teilte der Pfarre mit, dass die beiden Patres, die in Maria Schmolln leben und arbeiten, nur mehr bis September 2014 bleiben können. Diese Ankündigung hat in der 1240 Einwohner zählenden Pfarre große Unruhe ausgelöst. „Dass die Franziskaner unter Personalengpässen leiden, war uns natürlich bewusst. Aber die Entscheidung kam dann doch überraschend“, sagt Pfarrgemeinderats-Obfrau Monika Aichberger-Lechner. Der Pfarrgemeinderat wird so bald als möglich bei Provinzial P. Oliver Ruggenthaler OFM vorsprechen, um die genauen Gründe zu erfahren und eine Lösung für Maria Schmolln zu suchen.