Mensch und Schöpfung dürfen nicht vom Konjunkturwachstum überrollt werden. Ein Leitartikel von Matthäus Fellinger.
Ausgabe: 2017/20
16.05.2017 - Matthäus Fellinger
„Mehr oder weniger regelmäßige Schwankungen aller wichtigen gesamtwirtschaftlichen Größen wie Produktion, Beschäftigung und Preise.“ Das versteht man laut Lexikon unter „Konjunktur“. Angeblich zieht sie an, und das ließe hoffen.
Schwankungen also sind es, die den Konjunktur-Motor am Laufen halten. Gelegentlich stottert er, dann wiederum läuft er wie geschmiert. Viele hoffen auf ihn. Erfolg und Misserfolg hängen von ihm ab. Doch auch die großen Probleme der Zeit haben mit ihm zu tun. Armut. Umwälzungen. Kriege.
Für manche hat die Konjunktur fast göttlichen Charakter. Wohl und Wehe entscheiden sich in diesem Dreieck von Produktion, Beschäftigung und Preisen.
Doch es fehlt etwas in diesem Dreieck. Der Mittelpunkt. Der Mensch – mit seinen Fähigkeiten, mit seiner Verletzlichkeit. Weltweit – und nicht nur bei uns. Für viele Regionen der Erde ist es gar keine gute Nachricht, wenn in Europa die Konjunktur „anzieht“: Noch mehr Raubbau bedeutet das dann. Noch mehr Zerstörung an der Natur. Noch weniger Zukunft.
Wirtschaft braucht Wachstum, behaupten viele – und es stimmt: Vor allem braucht es ein Wachstum an Gerechtigkeit, ein Mehr an Gespür für das Schöpfungsverträgliche. Die wichtigste gesamtwirtschaftliche Größe – das ist die Schöpfung. Wird das vergessen, überrollt sie den Menschen.