Wort zum Sonntag
„Heiraten wie Heidi: Hochzeit in den Bergen“, so der Werbeslogan einer Hochzeitsfotografin. Standesamtliche Trauungen und sogenannte freie Hochzeiten (die weder standesamtlich noch kirchlich und somit rechtlich nicht bindend sind), werden an jedem nur erdenklichen Ort vorgenommen: eine Feier ganz nach den Wünschen des Brautpaares, ohne einschränkende Vorgaben in Bezug auf Ablauf oder Ort.
Hat ein Brautpaar, das kirchlich heiratet, dieselbe Freiheit? Bis ins 16. Jahrhundert konnten sich zwei Getaufte überall das Ja-Wort geben, ohne Zeugen und ohne Liturgie. Die wichtigste Bedingung für die Gültigkeit der Eheschließung war, dass beide Partner im heiratsfähigen Alter waren und freiwillig die Ehe eingingen.
Das Konzil von Trient hat jedoch die bis heute gültige Formpflicht eingeführt, um weit verbreiteten Missbräuchen einen Riegel vorzuschieben: dass zum Beispiel jemand an verschiedenen Orten mehrfach geheiratet
hat oder sich ein Mann relativ leicht aus der Verantwortung
für Frau und Kinder stehlen konnte. Also mussten Zeugen her und durch die priesterliche Segnung des Brautpaares wurde der von Martin Luther infrage gestellte sakramentale Charakter der Ehe betont. Die Folge war, dass der Ort der Eheschließung eine Kirche oder Kapelle sein muss, in der Regel die Pfarrkirche des Brautpaares, weil der Heimatpfarrer die Verantwortung trägt, dass alle Formalien vom Traugespräch bis zur Eintragung der Trauung in das Taufregister gewissenhaft erledigt werden.
Trauungen außerhalb der Wohnpfarre, zum Beispiel in einer Kapelle auf der Alm, sind mit Zustimmung des Heimatpfarrers möglich. Diese Regeln sind nicht nur negativ als Einschränkung der Freiheit eines Brautpaares zu sehen. Sie unterstreichen den religiösen Charakter der kirchlichen Trauung und ihre Bedeutung für die kirchliche Gemeinschaft, vergegenwärtigt sie als Sakrament doch die Liebe Christi zur Kirche. Eine kirchliche Trauung ist eben mehr als eine schöne Feier mit Familie und Freunden.
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Birgit Kubik, 268. Turmeremitin, berichtet von ihren Erfahrungen in der Türmerstube im Mariendom Linz. >>
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