Wort zum Sonntag
Vor 20 Jahren berichtete die KirchenZeitung über die aus Tirol stammende Franziskaner Missionsschwester Olivia Osl, die 1935 als 17-Jährige erstmals nach Kolumbien aufbrach. „Willst zu den Wilden gehen?“, erinnerte sich Sr. Olivia im Gespräch mit der KirchenZeitung an die abschreckende Frage ihres Vaters. Der hatte von den geheimen Plänen seiner Teenagertochter erst erfahren, als ein Brief des Klosters Gaißau ins Haus flatterte. Ein Afrikamissionar hatte zuvor in der Volksschülerin die Begeisterung geweckt.
Sozusagen zur Prüfung, ob die Tochter genug Mut für den Schritt hatte, musste sie allein von Innsbruck ins Kloster am Bodensee fahren. Sr. Olivia konnte im Jahr 2002 schließlich von 67 aufregenden Jahren in Kolumbien berichten. Sie wirkte in Medellín, das vom Elend des Bürgerkriegs gezeichnet war. 500.000 Straßenkinder lebten damals in der kolumbianischen Millionenstadt. Sr. Olivias Stiftung bedeutete für viele Straßenkinder eine Arbeit und die Chance, neu ins Leben zu starten. 1992 erwarb sie dafür einen Bauernhof.
In schwierigen Zeiten, etwa wenn Erdbeben und heftige Regenfälle der 150 Jahre alten, aus Lehmziegeln erbauten Finca zusetzten, vertraute sie auf das gute Wirken Gottes, wie die KirchenZeitung berichtete: „Wie im Februar vor drei Jahren als sie rief: ,Lieber Gott, ich habe kein Geld für die Löhne. Du aber hast gesagt, es ist himmelschreiende Sünde, Arbeitern den verdienten Lohn nicht auszuzahlen.“ Tags darauf hätte sie der Postmeister angerufen, es läge ein dickeres Kuvert im Fach. Ein Förderer aus Bregenz hatte exakt jene Summe geschickt, die fehlte: 2500 Euro in bar – „und das ist angekommen, sogar in Kolumbien!“
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