Wort zum Sonntag
Am Dienstag vergangener Woche veröffentlichte der Vatikan das entsprechende Arbeitspapier, das sogenannte „Instrumentum laboris“. Es enthält keine konkreten Beschlussvorlagen, sondern benennt Fragen zur Orientierung der Debatte. Erstmals werden darüber geweihte wie ungeweihte Gläubige mit gleichem Stimmrecht im Vatikan beraten. Bislang war die Mitbestimmung bei Weltbischofssynoden nur für Bischöfe und Ordensobere möglich.
Ein Novum ist auch die in den Leitfragen zur Synode angeregte Diskussion um einen möglichen Zugang zum Amt einer Diakonin, also zum untersten Weihegrad vor der Priester- und Bischofsweihe. Ferner soll über eine stärkere Beteiligung von Frauen in Leitungs- und Verantwortungspositionen gesprochen werden. Gleiches gilt für die Teilhabe von ungeweihten Kirchenmitgliedern und mögliche neue Ämter – auch auf lokaler Ebene. Die bereits bestehenden Ämter könnten, das deuten die Fragen an, eine Überarbeitung erfahren; dazu gehören auch mögliche Ausnahmen für die Ehelosigkeit bei Priestern. Die Gründe: Zum einen äußerten viele Gläubige ihre Besorgnis über die Einsamkeit von Priestern, zum anderen gibt es Regionen mit nur sehr wenigen Amtsträgern. Eine Lösung könnte die Priesterweihe für verheiratete Männer sein, oder die Übernahme einer Gemeinde durch ungeweihte Katholiken. Auch darüber wolle man laut Arbeitspapier sprechen. Statt Macht und Kontrolle soll bei Amtsträgern insgesamt eine Haltung des Dienens gefördert, eine Atmosphäre der Transparenz, Ermutigung, Inklusion und Zusammenarbeit geschaffen werden. Das gilt auch und insbesondere für Bischöfe. Für sie dürfte die vorgeschlagene Dezentralisierung der katholischen Kirche von besonderer Bedeutung sein – mehr Verantwortung in regionaler und nationaler Kirche vor Ort, weniger beim Papst.
Die Offenheit für möglichst viele Kirchenmitglieder steht im „Instrumentum laboris“ im Mittelpunkt. Wiederverheiratete Geschiedene sollen ebenso willkommen sein wie queere Menschen sowie solche, die, etwa in Afrika, in Vielehe leben. Gleiches gilt für Gläubige, die sich aufgrund von Hautfarbe, Herkunft oder Behinderung weniger wichtig oder erwünscht fühlen. Mit einer erneuerten Sprache – in Liturgie, Predigt, Kunst und Kommunikation in allen Medien – soll die Kirche zugänglicher und attraktiver werden.
Das Thema Missbrauch durch kirchliche Amts- oder Funktionsträger behandelt das 71-seitige Dokument in verschiedenen Kapiteln. Dabei geht es um die Frage nach konkreten Schritten, um den Opfern und Überlebenden Gerechtigkeit zukommen zu lassen. Neben sexuellem Missbrauch spielt explizit auch spiritueller, finanzieller, Macht- und Gewissensmissbrauch eine Rolle. Weitere Themen sind u. a. Armut, Klimawandel, Migration, Frieden und Versöhnung.
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