Wort zum Sonntag
Sternsingergruppen aus ganz Österreich und Südtirol sind am Samstag von Bundespräsident Alexander Van der Bellen und seiner Gattin Doris Schmidauer in der Wiener Hofburg empfangen worden. Das Staatsoberhaupt gratulierte seinen jungen Gästen stellvertretend für alle 85.000 bundesweit beteiligten Kinder und Jugendlichen zum diesjährigen 70. Geburtstag der Sternsingeraktion und würdigte deren "wichtige Friedensbotschaft". Zudem betonte er, das Engagement der als drei Könige verkleideten Kinder wirke "über alle möglichen Grenzen hinweg - über jene in unseren Köpfen wie auch über reale".
Das Sternsinger-Jubiläum brachte Van der Bellen mit dem im November gefeierten 75-Jahr-Jubiläum der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte in Verbindung. Beide seien "Zeichen der Hoffnung". Auch die Sternsingerinnen und Sternsinger würden sich zudem für die weltweite Umsetzung der Menschenrechte einsetzen. Besonders hob der Bundespräsident zudem hervor, dass die an der Aktion beteiligten Kinder und Jugendlichen zu allen Menschen gingen - "unabhängig von deren Glauben, Herkunft, sozialer Stellung oder ob sie schon lange oder erst kurz in Österreich leben". Er sei ihnen dafür dankbar - ebenso wie auch den Spenderinnen und Spendern für deren "wichtige Unterstützung für eine bessere Welt".
Wie Van der Bellen weiters auch erwähnte, gehen die Gelder der beim Sternsingen durchgeführten Haussammlung an Hilfsprojekte in anderen Kontinenten. Somit werde anderswo wie etwa auf den Philippinen, in Guatemala oder Tansania geholfen, gemeinsam mit ansässigen Initiativen vor Ort. Insgesamt 520 Millionen Euro an Hilfsgeldern wurde seit der ersten Sternsingeraktion im Jahr 1954 dabei "ersungen", berichtete bei dem bereits traditionellen Besuch in der Präsidentschaftskanzlei die für die Dreikönigsaktion zuständige Bundesvorsitzende der Katholischen Jungschar, Teresa Millesi.
Millesi wünschte dem Bundespräsidenten im Namen der Sternsinger ein "gutes Miteinander, Gesundheit und Wohlergehen", formulierte jedoch auch den Wunsch nach einem friedlichen und solidarischen Zusammenleben für ganz Österreich und über die Landesgrenzen hinaus. Die Politik möge sich für eine "lebenswerte Zukunft" einsetzen und dafür, dass vor allem für jüngere Generationen ein gutes Leben möglich sei. Entscheidungen von heute hätten maßgebliche Konsequenzen für nachfolgende Generationen, was etwa auch die Klimakrise und den Umweltschutz betreffe. "Ökologisches und soziales Bewusstsein muss richtungsweisend für politisches Handeln sein", so die Jungschar-Vorsitzende.
In der Präsidentschaftskanzlei vertreten waren Sternsinger-Delegationen der Pfarre Neustift in Tirol, aus dem steirischen St. Martin im Sulmtal, aus der zur Diözese St. Pölten gehörenden Stiftspfarre Melk, aus dem oberösterreichischen Ottensheim, aus Dornbirn-Hatlerdorf in Vorarlberg, aus den burgenländischen Pfarren Jennersdorf und Rudersdorf, aus der in der Erzdiözese Wien liegenden Pfarre Strasshof, aus St. Stefan in Gailtal (Kärnten) sowie auch aus Sand in Taufers, das zur Diözese Bozen-Brixen gehört.
Jede Gruppe präsentierte ein Lied, zudem gab es auch Sternsingersprüche, Fotos der Könige mit dem Staatsoberhaupt und den an die Tür geschriebenen Jahressegen "20+CMB+24". Letzterer steht für "Christus mansionem benedicat" (Christus segne dieses Haus), bezeichnet jedoch auch die Initialen für Caspar, Melchior und Balthasar, die überlieferten Namen der Heiligen Drei Könige bei der Krippe in Bethlehem. Bundespräsident Van der Bellen überreichte seinen Gästen eine Spende für die heuer beworbenen Hilfsprojekte und lud abschließend alle Anwesenden zu Krapfen und Wurstsemmeln.
Oberösterreich war durch eine Gruppe aus Ottensheim am 30.12.2023 vertreten. Johanna Mitter (11), Johanna Fürlinger (11), Miriam Geiger (11) und Anna Binder (10) besuchten gemeinsam mit Franziska Lehner, Verantwortliche für die Sternsingeraktion in Ottensheim, den Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen und seine Ehefrau Doris Schmidauer in der Hofburg.
Die Begegnung war für alle ein einzigartiges Erlebnis. Nach dem Auftritt jeder Gruppe war Zeit für persönliche Gespräche. Anna Binder (10) als Melchior hat diese Chance genutzt und eine Frage an den Herrn Bundespräsidenten gestellt. Freudig erzählte sie uns von seiner Antwort: „Ich habe ihn gefragt, ob sich ein Bundespräsident auch einmal richtige Urlaub nimmt, wo man nichts zu tun hat. Er hat gesagt, er versucht es. Jetzt zu Weihnachten hat er es geschafft und im Sommer möchte er sich auch noch einmal Urlaub nehmen.“
Beeindruckt hat die Sternsingerinnen vor allem der nette Empfang und der Glanz im Spiegelsaal, den Anna Binder (10) so beschreibt: „Innen beim Bundespräsidenten war alles vergoldet, hat geglänzt und war im Überfluss. Beim Sternsingen sammeln wir für Menschen, die überhaupt keinen Überfluss haben, die nichts haben, denen es an allem fehlt. Darum ist es so wichtig, dass wir sternsingen gehen.“
Die Verantwortliche der Sternsingeraktion von Ottensheim Franziska Lehner (24) erzählt vom gemeinsamen Tag: „Es war ein sehr aufregender Tag und ich bin so stolz auf die Mädchen, die haben das so toll gemacht und wirklich schön gesungen. In der Hofburg die Sternsingerinnen und Sternsinger aus den anderen Bundesländern zu treffen war beeindruckend. Die Gewänder und Sterne sind so schön unterschiedlich und ich glaube, die Gewänder aus Ottensheim waren die buntesten.“
Der Stern mit den Unterschriften vom Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen und seiner Frau Doris Schmidauer bekommt in Ottensheim mit Sicherheit einen besonderen Platz und der Tag bleibt ihnen noch lange in Erinnerung.
Bei der Sternsingeraktion 2024 steht der Kinderschutz und die Ausbildung für Jugendliche in Guatemala im Fokus. Kinder und Jugendliche sind in dem zentralamerikanischen Land besonders von Armut und Ausbeutung betroffen: Jedes zweite Kleinkind in Guatemala ist chronisch unterernährt, wobei die gesundheitlichen Schäden oft eine Beeinträchtigung für das ganze Leben nach sich ziehen. Unterstützt werden von der Aktion auch Familien, Schulen und kirchliche Einrichtungen, die zu sicheren Räumen werden, in denen Kinder und Jugendliche vor Gewalt geschützt sind.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Bildung. Berufliche Ausbildung und wirtschaftliche Projekte von Jugendlichen schaffen Einkommen und ermöglichen eine gesicherte Zukunft, heißt es seitens der Dreikönigsaktion. So könnten die Jugendlichen in ihrer Region leben und müssten nicht in die gefährliche Migration aufbrechen. Die Unterstützung erfolgt mit berufsbildenden Kursen und mit Starthilfe für die Kleinprojekte der Jugendlichen, etwa für das Züchten von Nutztieren, die Herstellung von Lebensmitteln oder die Reparatur von Elektrogeräten.
Nach bereits absolvierten Besuchen bei Kardinal Christoph Schönborn, den Ministern Klaudia Tanner und Gerhard Karner und Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka sowie nunmehr in der Hofburg werden Sternsingergruppen in den kommenden Tagen auch noch weiteren bekannten Persönlichkeiten aus Politik, Kirche und Gesellschaft einen Besuch abstatten. Geplant sind u.a. Termine bei Bundeskanzler Karl Nehammer und Vizekanzler Werner Kogler, bei den Ministern Norbert Totschnig, Karoline Edtstadler, Martin Kocher und Leonore Gewessler, bei Nationalratspräsidentin Doris Bures und den verschiedenen Klubobleuten im Nationalrat.
Der Kern der größten entwicklungspolitischen Spendenaktion Österreichs sind jedoch die Hausbesuche, die die als drei Könige mit Sternträger verkleideten Kinder und Jugendliche in den Tagen zwischen Weihnachten und Dreikönig absolvieren. Mehr als 85.000 Sternsinger aus 3.000 österreichischen Pfarren sind jedes Jahr im Dienst der guten Sache unterwegs und haben im vergangenen Jahr über 19,3 Millionen Euro für den guten Zweck gesammelt. Unterstützt werden damit insgesamt 500 Projekte in Afrika, Asien und Lateinamerika, die sich der Bekämpfung von Armut und der Schaffung von Zukunftsperspektiven für junge Menschen widmen.
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