Das Gleichnis von der engen und der verschlossenen Tür, das uns Lukas heute überliefert, eröffnet eine Reihe von Erzählungen Jesu, die mit der Überschrift „Von der neuen Ordnung im Reich Gottes“ übertitelt sind. All diese Reden Jesu sind ein Appell, die Zeichen der Zeit zu erkennen und Gottes Heilsangebot ohne zu zögern anzunehmen.Der Hinweis Jesu darauf, daß die Tür ins Reich Gottes eine schmale sein kann, macht uns besonders darauf aufmerksam, daß es jetzt an der Zeit ist, die Einladung Got-tes anzunehmen und ihr zu folgen. Wer ablehnt, schließt sich selbst von der Gemeinschaft mit Gott aus. Wer jetzt säumig ist, riskiert draußen vor der Tür zu bleiben. Natürlich gilt es für einen Christen, eine Christin ohne selbst auferlegten Druck im Vertrauen auf Morgen zu leben (vgl. Bergpredigt), aber heute werden wir gemahnt: Wer seine Glaubensüberzeugung nicht hier und jetzt lebt, versäumt das Wesentliche vielleicht. Diese beständige Spannung kennzeichnet eine christliche Lebenshaltung.Warum ist so sicher . . .Doch für jene, die dabei sein wollen, hält Gott noch eine Überraschung bereit. Sie werden nämlich erkennen (müssen), daß im Reich Gottes die Letzten die Ersten und die Ersten die Letzten sein werden.Im Reich Gottes wird es also eine völlige Umgestaltung der bisherigen Ordnung im Volk Gottes geben. Es geht dann nicht mehr um die Zugehörigkeit zu einer bevorzugten Schicht oder um die gehorsame Erfüllung von Geboten. Nein, nur die persönliche Haltung gegenüber Jesu Heilsangebot entscheidet über das wahre Sein eines Menschen vor Gott. Nicht Rang und Stand in der Kirche vermögen also die Erlösung zu sichern, sondern allein die Umkehr zum Handeln nach dem Hauptgebot der Gottes- und Nächstenliebe.Der Hinweis Jesu auf das Heulen und Zähneknirschen macht deutlich, daß das Auf-den-Kopf-Stellen unserer gewohnten Ordnungen natürlich Angst und Verunsicherung mit sich bringt. Allerdings sollte die Angst kein Bestandteil christlichen Denkens und Handelns sein. Nicht umsonst lautet der in der Bibel am häufigsten vorkommende Satz: „Fürchtet euch nicht!“. . . was einzig richtig sei?Somit wäre es meines Erachtens hoch an der Zeit, daß die Kirche den Mut findet, auch in den eigenen Strukturen bisherige Ordnungen auf den Kopf zu stellen. Wenn es Aufgabe der Kirche ist, das anbrechende Reich Gottes zeichenhaft vorwegzunehmen, dann wird ihr das mit einer Ordnung, die weibliche und nicht zölibatär lebende Menschen vom priesterlichen Dienst ausschließt, schwerlich gelingen. Wenn auch in unserer Gesellschaft Ausgrenzung und Ungleichbehandlung gang und gäbe sind, so gälte doch gerade für die kirchlichen Gemeinschaften: „Bei euch aber soll es nicht so sein“ (Mk 10, 43). Hier wären also weitere Kopfstände gefragt, um der Verkündigung vom Reich Gottes nicht durch eigenes schlechtes Beispiel im Weg zu stehen und Glaubwürdigkeit aufs Spiel zu setzen! „Darum macht die erschlafften Hände wieder stark und die wankenden Knie wieder fest“ (Hebr 12, 12).