Wort zum Sonntag
Der Direktor des kirchlichen Institutes für „Ehe und Familie“ Helmut Schattovits legte im Kirchenzeitungs-Bericht seine Sicht auf die Gründe für die zunehmenden Scheidungsraten dar. Im Verständnis der Menschen werde die Ehe immer stärker eine Einrichtung zur Befriedigung bestimmter Bedürfnisse. Die Erfahrung, dass die Freude des Partners bzw. der Partnerin auch die eigene Freude sei, werde immer stärker von einer egoistischen Anspruchshaltung abgelöst, glaubte Schattovits.
Krisen in der Partnerschaft würden nicht mehr durchgestanden. Man sehe in ihrer Bewältigung keinen Reifungsvorgang, sondern laufe vor den Schwierigkeiten davon, breche aus der Ehe aus. „Eine besonders alarmierende Entwicklung ist die Tatsache, dass die jungen Ehen bis zum dritten Hochzeitstag laut Statistik am scheidungsanfälligsten sind. Aufgrund von kleineren Analysen meinte Schattovits sagen zu können, dass die ‚Scheidung zunehmend als Problemlösungsinstrument‘ angesehen werde“, schrieb die Kirchenzeitung weiters zum diesem Thema. Wiens Weihbischof Helmut Krätzl wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die in den Jahren zuvor mit staatlicher Hilfe stark ausgebauten Eheberatungseinrichtungen immer noch viel zu wenig zur Bewältigung von Eheproblemen genützt würden. „Man kommt nicht zu Beginn einer Krise, sondern erst, wenn schon Feuer am Dach brennt“, sah Krätzl viele Chancen brachliegen. Schattovits sah die Verantwortung für gelingende Ehen auch in den Pfarrgemeinden sehr hoch an: „Wenn Christen in der Ehe scheitern, dann scheitert auch immer die christliche Gemeinde“, betonte Schattovits. Er sah zudem eine Verantwortung der Pfarren in der Ehevorbereitung. In seiner Wiener Pfarre erprobe man ein Modell, das viel versprechen würde: Die Brautpaare wurden jeweils von einem Ehepaar besucht, das mit ihnen nicht nur über die bevorstehende Eheschließung sprach.
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