Seit drei Jahren ist Florian Baumgartner für die Seelsorge in der Justizanstalt Suben verantwortlich. Der Pastoralassistent ist für jeden der inhaftierten Männer da, gleich, welcher Religion sie angehören.
Ausgabe: 2017/39
26.09.2017 - Christine Grüll
Er hört zu und stärkt. Die Männer hadern teilweise damit, dass ein Ausgang nicht bewilligt wurde, die Familie den Kontakt abbricht oder eine Scheidung im Raum steht. An die 30 kommen zum wöchentlichen Gottesdienst. Die regelmäßigen Gesprächsrunden werden gerne genutzt. Doch Florian Baumgartner ist auch im Haus unterwegs und sucht das vertrauliche Gespräch. Dabei arbeitet er mit dem Psychologischen und Sozialen Dienst zusammen und mit der Cursillo-Bewegung in Braunau, die seit 40 Jahren ehrenamtlich das Gefängnis besucht. Zu Weihnachten wird jeder Inhaftierte mit einem kleinen Päckchen beschenkt. Auch das ist Florian Baumgartner wichtig.
„Danke, dass du zu uns reinkommst!“ – Sätze wie dieser bestätigen ihn in seiner Arbeit. Er will nicht wissen, warum die Männer eine Haftstrafe absitzen müssen: „Wir Gefangenenseelsorger sehen nicht die Tat, sondern den Menschen. Ich möchte ihm unvoreingenommen begegnen.“ Das ist nicht immer leicht. In seinen Predigten spricht er vom barmherzigen und verzeihenden Gott. Doch gilt die christliche Botschaft auch für einen Vergewaltiger? „Natürlich“, sagt Florian Baumgartner, „aber diese Frage hat mich dazu gebracht nachzuprüfen, ob ich mit meiner Seelsorge auf dem richtigen Weg bin.“