Dechant Eduard Bachleitner und Dekanatsassistent Martin Brait erklären das Profil des Dekanates Schärding und was sie sich von den Begegnungen mit Diözesanbischof Manfred Scheuer erwarten.
Ausgabe: 2017/39
26.09.2017 - Josef Wallner
Was zeichnet das Dekanat Schärding aus?
Eduard Bachleitner: Eine bunte Vielfalt. In den letzten Jahren ist aus einem Nebeneinander ein Miteinander geworden. Vorher verbanden uns eher lose Fäden, jetzt ist ein Netzwerk entstanden. Dieses Miteinander zeigt sich, indem wir Sorgen und Freuden der einzelnen Pfarren mittragen und voneinander wissen. Den Anstoß dazu gab ein Dekanatsprozess, der zu einem Dekanatsweg geworden ist und den wir nun gemeinsam gehen.
Bei dem Prozess ist mir auch so richtig bewusst geworden, dass das Dekanat nicht nur aus den zwölf Pfarren besteht, sondern auch aus pastoralen Knotenpunkten wie Gefängnisseelsorge, Caritas, Religionsunterricht, Krankenhaus, Altenheim und vieles mehr. In den Knotenpunkten – ebenfalls zwölf an der Zahl – passiert viel Seelsorge.
Was kann man sich unter einem Dekanatsweg vorstellen?
Martin Brait: Ein entscheidendes Ergebnis des Prozesses, bei dem wir die Pastoral im Dekanat Schärding analysiert haben, war die Aufwertung des Dekanatsrates. Darin sind im Wesentlichen die hauptamtlichen Mitarbeiter und alle Pfarren sowie Gliederungen der Katholischen Aktion vertreten. Aus dem Dekanatsrat, der lediglich zweimal jährlich tagte, haben wir ein echtes Entscheidungsgremium gemacht. Dort wird zum Beispiel über Anstellungen diskutiert, ob wir etwa einen Jugendleiter beantragen und vieles mehr. Wir treffen uns auch auf Dekanatsebene regelmäßig mit den Wortgottesdienstleiter/innen und den Kinderliturgieausschüssen.
Bachleitner: Die Pastoralkonferenzen für die Hauptamtlichen haben jetzt weniger Gewicht, aber wir können uns dafür Zeit für den geistlichen Austausch nehmen. So gestalten wir jährlich zwei Tage, an denen es um unseren eigenen Glauben geht. Wir fahren heuer das sechste Mal miteinander weg, Sr. Huberta Rohrmoser wird uns begleiten.
Wo drückt im Dekanat der Schuh?
Bachleitner: Es ist der Priestermangel. Die Gottesdienste in allen Pfarren unseres Dekanates abzudecken, wird zunehmend mühsamer. Im Seelsorgeraum Schärding, zu dem die Hälfte aller Pfarren gehört, haben wir auch an Hochfesten Wortgottesdienste. Unabhängig von der Größe wird jede Pfarre gleich behandelt. Das gilt auch für die Stadtpfarre Schärding. In unterschiedlicher Häufigkeit gibt es in allen Pfarren des Dekanates Wortgottesdienste. Wir haben sehr gute Wortgottesdienst-Leiter/innen. Aber wir kommen an die Grenze.
Brait: Die Pastoral ist auf den Einsatz von Priestern zugeschnitten, doch das dünnt immer mehr aus. Ich befürchte, wir stecken strukturell den Kopf in den Sand. Die Pfarren sollen unbedingt erhalten bleiben, aber wir müssen überlegen, was das heißt: Wie kann eine Pfarre heute im 21. Jahrhundert das Evangelium leben? Bachleitner: Ich habe den Eindruck, dass das Engagement von Ehrenamtlichen den Plafond erreicht hat. Die tun schon so viel.
Was erwarten Sie von der Visitation?
Bachleitner: Dass wir ernstgenommen werden. Dass der Bischof sich anhört, wofür unser Herz brennt und was uns unter den Nägeln brennt. Ich wünsche mir auch sehr, dass er mit den Ehrenamtlichen ins Gespräch kommt, denn was uns Hauptamtliche bewegt, hört er ohnedies immer wieder.
Brait: Ich erwarte mir viele offene und kritische Gespräche. Dabei hoffe ich, dass die Verantwortlichen in der Diözese sich nicht sofort vom kirchenrechtlichen Rahmen eingrenzen lassen, sondern sich auch trauen, laut über neue Wege in der Kirche nachzudenken. Allein von einem Bischof zu hören, dass er in manchen Fragen vielleicht auch anders denkt als die offizielle kirchliche Linie vorgibt, würde Vertrauen schaffen. Dass er keine Alleingänge beschließen wird, ist ohnehin klar. «