Mit dem Beginn des neuen Arbeitsjahres im September sind die Personalveränderungen in den 487 Pfarren der Diözese Linz wirksam geworden. Über 200 Pfarren sind ohne Priester am Ort. Wie wird die Seelsorgestruktur in den Gemeinden konkret organisiert?
Ausgabe: 2017/38
19.09.2017 - Paul Stütz
Das Kirchenrecht gibt vor, dass jede Pfarre einen Pfarrer haben muss, aber jeder Priester nur in einer Gemeinde Pfarrer sein darf. Da es mehr Gemeinden als zur Verfügung stehende Priester gibt, ist in der Diözese Linz das „klassische Pfarreramt“ bei Weitem nicht mehr überall anzutreffen. Das Maximum an Pfarren, das ein Priester zu betreuen hat, liegt in Oberösterreich bei vier. 13 Priester sind es mit Beginn des Arbeitsjahres, die jeweils ein solches Gemeinden-Quartett leiten. 47 Priester haben die Verantwortung für drei Pfarren und 84 Priester leiten jeweils zwei Gemeinden. Zum Vergleich die Zahlen aus dem Jahr 2012: da waren es vier Priester, die je vier, 23 Priester, die je drei und 97 Priester, die je zwei Gemeinden leiteten. In einigen Fällen werden die Pfarrer in der Seelsorge von Hilfspriestern unterstützt. Teilweise sind das Auslandspriester, oft pensionierte Pfarrer, seltener Jungpriester.
Es werden in der Diözese Linz mehrere Leitungsmodelle angewandt: etwa das Modell des Pfarrmoderators. Das ist ein Pfarrer, der in einer oder zwei Gemeinde(n) die Seelsorge gemeinsam und in Abstimmung mit einer Pfarrassistentin oder einem Pfarrassistenten leitet. Meistens leitet der Priester dabei noch „klassisch“ seine ursprüngliche Gemeinde als Pfarrer (ohne Pfarrassistent/in).
Beim eigentlich bereits pensionierten Priester Franz Mayrhofer ist der Fall jedoch anders gelagert. Mayrhofer wurde nach 30 Jahren als Pfarrer in Freistadt von seinen Aufgaben entpflichtet. Das war 2016. Mit September 2017 wurde er wieder als Pfarrmoderator in zwei Gemeinden eingesetzt: in Grünbach bei Freistadt und in Windhaag bei Freistadt.
Pfarrassistent/innen
Mit Stand September 2017 gibt es das Leitungsmodell mit Pfarrassistent/innen und Pfarrmoderatoren, das 1994 in Oberösterreich eingeführt wurde, in 60 der insgesamt 486 Pfarren. Vor zehn Jahren waren es knapp 50 Pfarren mit Pfarrassistent/innen. Von den aktuell 60 Pfarrassistent/innen sind 23 Frauen und 37 Männer.
Wenn ein Priester mehr als eine Pfarrgemeinde leitet, kann er dies auch in der Funktion des Pfarradministrators oder Pfarrprovisors tun. In vielen Pfarren werden diese Priester bereits von Seelsorgeteams unterstützt, ein weiteres Leitungsmodell. Gewisse Funktionen innerhalb der Pfarre werden dabei von einem Ehrenamtlichen-Team in Abstimmung mit einem Priester bzw. Pastoralassistent/in übernommen. Mit September zählte man in Oberösterreich 45 Seelsorgeteams, wobei vier weitere Teams in Ausbildung sind. „Die Tendenz ist, dass die Seelsorgeteams mehr werden“, sagt Reinhard Wimmer, Diözesanreferent für die Seelsorgeteams. Rund zwei Drittel der Ehrenamtlichen in den Seelsorgeteams sind Frauen.
Diakone und Pastoralassistent/innen
Eckpfeiler der Seelsorge sind außerdem die ständigen Diakone, die zahlenmäßig in den letzten Jahren zugelegt haben. Mittlerweile sind in Oberösterreich 128 aktive Diakone, zumeist verheiratete Männer, in der großen Mehrheit ehrenamtlich im Dienst. Wesentliche Teile der Seelsorge werden zudem von den Pastoralassistent/innen abdeckt, eine 121 (mit pastoralen Mitarbeiter/innen bzw. Personen im Pastoralen Einführungsjahr) Personen zählende Berufsgruppe. Auf Dekanatsebene gibt es zudem 30 Dekanatsassistent/innen. Oftmals in den Pfarren anzutreffen sind auch jene Mitarbeiter/innen, die für die Jugendpastoral im Dekanat zuständig sind: Aktuell sind das 32 Frauen und 14 Männer.