Initiative pocht auf Bleiberecht für Flüchtlingsfamilien
Nachdem eine afghanische Familie einen negativen Asylbescheid bekommen hat, formiert sich der Widerstand. Was die Hintergründe der Unterschriftenaktion sind, verrät Mitinitiatorin Maria Bindreiter.
Ausgabe: 2018/08
20.02.2018 - Paul Stütz
Sie engagieren sich für die Flüchtlinge in Ihrem Heimatort Pabneukirchen? Wie sind Sie dazu gekommen?Maria Bindreiter: Wir haben mit der großen Flüchtlingswelle 2015 begonnen, im Pfarrhof Flüchtlinge unterzubringen. An die 30 bis 50 Pabneukirchner haben sich von Beginn an um die Flüchtlinge bemüht. Seitdem bin ich in der Flüchtlingshilfe engagiert. Von meinem christlichen Verständnis her ist es mir wichtig, nicht nur an mich selbst zu denken.
Eine der Familien hat vor Kurzem einen negativen Asylbescheid bekommen. Sie haben jetzt eine Bleiberechtsinitiative gestartet.Bindreiter: Ja, wir wollen für diese und die anderen Familien im Ort kämpfen, damit sie bleiben dürfen. Wir fordern ein Bleiberecht für gut integrierte Flüchtlingsfamilien, deren Verfahren länger als ein Jahr dauern. Gerade die afghanische Familie, die den negativen Bescheid bekommen hat, ist sehr gut integriert. Sie sind seit zwei Jahren in Österreich. Die Eltern haben sich voll reingehängt beim Lernen. Der Vater kann sich schon gut auf Deutsch verständigen, ist total fleißig und fragt alle Leute, ob er ihnen helfen kann. Die Mutter ist sehr kontaktfreudig, plaudert viel mit den Menschen. Auch ihre drei Kinder fühlen sich wohl in Pabneukirchen und haben hier eine neue Heimat gefunden. Die Familie ist richtig aufgeblüht.
Hat man das im Asylbescheid irgendwie doch ein wenig berücksichtigt?Bindreiter: Nein, nicht wirklich. Im Bescheid steht sogar, dass keine Integration vorhanden ist. Das konnte ich nicht fassen. Der Vater der afghanischen Familie hat so viele Briefe bekommen von Leuten aus der Nachbarschaft in Pabneukirchen, die sich bei der Behörde für ihn aussprechen. Dann wird im negativen Bescheid behauptet, er ist nicht integriert, weil er in keinem Verein ist. Das kann doch nicht der einzige Gradmesser sein.
Wie geht es den Kindern der afghanischen Familie?Bindreiter: Die Kinder haben sich schon gut eingelebt. Dabei hatten sie am Anfang traumatische Erlebnisse zu verarbeiten. Das mittlere Kind hat – als die Familie nach Österreich kam – gekratzt, gebissen und geschrien. Sie hat immer wieder ihren Kopf auf die Straße gehaut, das war dramatisch mitanzusehen. Doch mit der Zeit hat sich ihr Zustand deutlich verbessert. Mittlerweile ist sie ein offenes, liebes, ganz normales Mädchen. Sie hat sich gut entwickelt. Ich habe Angst, dass sie wieder traumatisiert wird, wenn die Familie nach Afghanistan zurückmuss.
Ihre Petition rückt auch aus diesem Grund die Kinderrechte in den Mittelpunkt. Wie argumentieren Sie das in Ihrer Petition?Bindreiter: Jedes Kind, egal welcher Herkunft, hat ein Recht auf ein Leben in Frieden, auf Schutz, Freiheit und sichere Existenz. Diese Vorgabe der Kinderrechtskonvention soll ausnahmslos für alle Kinder gelten. Denn momentan ist es so, dass die Kinderrechtskonvention in Asylbelangen außer Kraft gesetzt werden kann. Das ist schon ein starkes Stück. Die Asylgesetze dürfen nicht wichtiger sein als die Kinderrechte und die Menschlichkeit. «