Sie wollen gutes Leben für alle. Dafür setzen sich Frauen beim Familienfasttag ein.
Zum Beispiel in Eferding.
Ausgabe: 2018/08
20.02.2018 - Matthäus Fellinger
Ida weint. Eigentlich hätte sie die Haustür öffnen wollen, aber die Mama ist ihr zuvorgekommen. Jetzt kommen auch Livia und Valentina, Idas große Schwestern. Marie-Julia Gaheis war gerade in Baby-Karenz, aber vor ein paar Tagen musste die Lehrerin am Gymnasium Wilhering einspringen. Dabei hat sie auch sonst gerade viel um die Ohren. Der Familienfasttag steht bevor. Für das Gespräch hat sie sich Verstärkung geholt. Marianne Leberbauer, Biobäuerin, und Helga Wimmer-Hinterhölzl, die in einem Linzer Krankenhaus arbeitet, kommen auch. Jetzt darf Ida die Tür öffnen – und ist zufrieden.
Nachhaltig – solidarisch – kirchlich
Es sind drei der 17 Frauen im Leitungsteam der Katholischen Frauenbewegung in Eferding. Seit sechs Jahren sind sie ein Team. Sie wollen etwas: „Nachhaltig und solidarisch leben.“ In der Frauenbewegung wollen sie sich dafür engagieren – und diese ist stark in Eferding: Rund 450 Frauen gehören ihr an. Fast alle im Leitungsteam sind Mütter. Da spüren sie, was für die Zukunft ihrer Kinder wichtig ist – und dass man sich heute dafür einsetzen muss. Die Bodenschätze, das Klimabündnis. Fair gehandelte Kleidung. Das sind Themen, mit denen sie sich beschäftigen. Nachhaltigkeit zu fördern ist eines der Motive. Und dann sind die Frauen in der Pfarre verwurzelt – von Jugend auf. Sternsingen gehen manche sogar heute noch. Sie fühlen sich auch vom christlichen Glauben her motiviert, und sie arbeiten in der Gemeinschaft der Frauenbewegung, weil man für sich in diesen Fragen nicht viel ausrichten kann.
Suppe für Eferding
Der Familienfasttag steht bevor. Es ist einer der Höhepunkte im kfb-Jahr. Da werden auch ihre Vorgängerinnen mitarbeiten. Rund 25 Damen werden am zweiten Fastensonntag den ganzen Vormittag über für Suppe im Pfarrheim sorgen. Die Dienste sind längst eingeteilt. Es beginnt mit der Vorbereitung und Gestaltung des Gottesdienstes an diesem Tag. Und dann die Suppe: Zwölf gebundene Suppen werden vorbereitet, das Rote Kreuz hilft mit den Töpfen aus. Die Leberknödelsuppe wird vermutlich wieder die beliebteste sein. Aber auch alle möglichen Arten von Gemüsesuppe wird es geben. „Wir leben ja in einem gesegneten Abschnitt von Oberösterreich“, meint die Bäuerin. Es ist so viel da.
Dankbar
In zwei Tagen wird Ana Maria Berrio Ramirez nach Eferding kommen, um vom Leben in Kolumbien zu erzählen (siehe Interview Seite 10). Auf die Begegnung mit ihr freuen sich die Eferdinger kfb-Frauen. „Da bekommen die Plakate ein Gesicht“, meint Marie-Julia Gaheis. Jährlich rückt über den Familienfasttag ein Stück Welt nahe – und diese Welt braucht Hilfe. Das spüren die Frauen in solchen Begegnungen. Ob sie mit ihrem Engagement die Welt verändern? „Wir selber haben uns verändert“, sagt Marianne Leberbauer. Es ist die Dankbarkeit, die man spürt – wie es uns doch gut geht in Österreich und wie gut für einen hierzulande gesorgt ist. Beim Essen, bei den Bildungsmöglichkeiten, wenn man krank wird. „Und der Friede“, ergänzt Gaheis. – „Wie glücklich wir jeden Tag darüber sein dürfen.“ Auf großer Reise in einem der armen Länder der Erde ist noch keine der Frauen gewesen.– aber über den Familienfasttag holen sie sich die Welt ins Haus. Jedes Jahr.
Familienfasttag in OÖ
- Im Jahr 2017 haben mindestens 172 Pfarren in Oberösterreich einen Suppensonntag organisiert. - In vier Pfarren war die Aktion mit einer Haussammlung verknüpft. - In den meisten Pfarren wird während der Gottesdienste am zweiten Fastensonntag für die Familienfastags-Projekte gesammelt. - Über 760.000 Euro hat die kfb in OÖ zuletzt jährlich dafür aufgebracht.