Nach wie vor sorgen die Ermittlungen der Justiz gegen Kardinal Michele Giordano für Schlagzeilen in Italien. Denn der Erzbischof von Neapel hatte immer wieder ein Phänomen angeprangert, das wesentlich zur Verarmung des Südens beiträgt: den Wucher der Kredithaie. Wer verarmte Mitmenschen durch Wucherzinsen finanziell den Hals zuschnüre, handle wie ein Mörder, hat der Kardinal einmal drastisch formuliert. Nun wird ausgerechnet gegen Giordano ermittelt, weil er an einem Wucher-Ring seines Bruders Mario Lucio Giordano beteiligt sein soll, der bereits in Haft ist. Gegenüber den Medien räumte der Kardinal ein, zwar durch Schecks seinem Bruder mehrere Millionen Schilling in Form eines Kredites zukommen habe lassen, um ihm aus finanziellen Notlagen zu helfen, aber nichts von dessen kriminellen Geschäften gewußt zu haben. Seit der versuchten Hausdurchsuchung im Büro des Erzbischofs besteht eine diplomatischen Verstimmung zwischen Rom und dem Vatikan über das Vorgehen der italienischen Finanzpolizei.