Letzte Woche haben wir uns mit den Himmelsboten, den Engeln, beschäftigt. Diesmal gilt unser Blick den Wegweisern am Firmament. Erinnern Sie sich an die letzte sternenklare Nacht? Die Sterne, die wir sehen, gleichen denen von vor 2000 Jahren. Für die Hirten waren die Sterne selbstverständliche Orientierungshilfen bei ihrer Suche nach geeigneten Weideplätzen. Für die Sterndeuter waren sie darüber hinaus Träger von Botschaften und Zeichen für Veränderungen. Das Auftreten eines Kometen führte zu Verwirrung, Angst und Schrecken. Diese große Bedeutung zeigt sich noch heute in der Gestaltung der Adventzeit. Bei jedem Krippenspiel ist der Stern fixer Bestandteil. Sterne aus den unterschiedlichsten Materialien zieren unsere Wohnungen und schmücken die Straßen. Nach Weihnachten ziehen die Sternsinger von Haus zu Haus, um allen die Frohe Botschaft zu verkünden. Ohne den Stern ist die Weihnachtsgeschichte, wie sie das Matthäus-Evangelium erzählt, undenkbar. Keiner käme zur Krippe, Jesus bliebe allein in seiner Familie, die Botschaft ungehört. Der Stern macht die Weisen aus dem Morgenland auf Unerhörtes aufmerksam, er bringt sie auf den Weg und öffnet ihnen die Augen, dass ihr Ziel nicht der Palast des Königs oder der Tempel ist, sondern der Stall von Bethlehem.
Wegweiser für Suchende
Der Stern ist ein Wegweiser, ein Zeichen, dem diejenigen folgen, die auf der Suche sind. Wir alle sind zeit unseres Lebens Suchende und wir alle folgen unseren Sternen. Oft genug aber werden die Sterne von Wegweisern zu den eigentlichen Zielen. Wir greifen nach den Sternen. In der Weihnachtsgeschichte geht es nicht darum, den leuchtenden, hellen Stern zu erreichen. Er weist auf die Wichtigkeit der Begebenheit hin. Für das eigentliche Ziel ist er von geringer Bedeutung. So sollten wir uns fragen, ob die Sterne, denen wir folgen, Zeichen sind oder Ziele, die wir erreichen wollen. Erliegen wir nicht manchmal der Versuchung, den Stern zur Krippe zu machen? Wie ist das mit unseren Zielen? Wo wollen wir denn hin? Wenn noch immer die Krippe unser Ziel ist, wenn wir immer noch der Hoffnung auf einen Friedenskönig folgen, dann müssen wir uns fragen, ob die Sterne, die uns leiten, die richtigen sind. Sterne können auch in die Irre führen.
Wohin leiten sie uns?
Die wesentlichen Fragen bleiben diese: Führen uns unsere Sterne näher zu Gott? Leiten Sie uns auf einem Weg, der die Welt (ein bisschen) heiler macht? Es ist wichtig, dass jeder Mensch für sich überprüft, welches seine Leitsterne sind. Das können Beziehungen sein oder ein bestimmtes Buch, Zeiten der Stille und Meditation oder Zeiten des Gesprächs und der Auseinandersetzung. Auch religiöse Rituale sind solche Anhaltspunkte. Sie verweisen ähnlich den funkelnden Sternen über sich selbst hinaus auf eine größere Herrlichkeit.
Stern in der Familie
In der Familie dürfen wir uns gegenseitig Sterne sein. Mein und dein Leben, unser Handeln und unsere Worte können Orientierungspunkte sein. Durch unser tägliches Miteinander soll spürbar werden, dass die Familie ein Ort des Heils ist. Jeder Mensch hat die Möglichkeit, zumindest in bestimmten Augenblicken des Lebens Stern zu sein. Oft wissen wir gar nicht, dass wir für andere Leitbilder sind oder sein könnten. Jeder von uns steht vor der Herausforderung, Stern zu werden und seine Mitmenschen als Sterne wahrzunehmen. So helfen wir uns gegenseitig auf dem Weg zu unserem eigentlichen Ziel.
FEIER-TIPP
Jedes Familienmitglied zeichnet einen Stern von zirka 40 Zentimeter Durchmesser. Nehmen Sie sich dann zwanzig Minuten Zeit für Stille und Nachdenken. Legen Sie eine ruhige und besinnliche Musik auf und beschäftigen Sie sich jeder alleine mit den Fragen: Was sind die Sterne meines Lebens? Sind die Sterne Zeichen oder Ziele? Was oder wer ist mir WegweiserIn?
Schreiben Sie Ihre Überlegungen in den Papierstern hinein und tauschen Sie sich anschließend darüber aus. Mit Schulkindern kann man gut über Leitsterne („Stars“) reden. Was sie bedeuten (können). Kleinkinder können viele bunte Sterne basteln, die sie am Heiligen Abend vor die Krippe legen dürfen.
DER BUCH-TIPP
Für Kinder
– Marcus Pfister: Der Weihnachtsstern. Nord Süd Verlag – Gerda Marie Scheidl: Ein Esel geht nach Bethlehem. Nord Süd Verlag – Helga Aichinger: Der Hirte. Verlag Neugebauer Press
Für Erwachsene
– Antoine de Saint-Exupéry: Worte wie Sterne. Herder Verlag
ADVENT-REIHE
Unterwegs nach Bethlehem Mit Eva-Maria und Peter Kremsner aus Thaur in Tirol.