Mit rund 50 Veranstaltungen in allen österreichischen Bundesländern findet vom 14. bis 20. September bereits zum 8. Mal die Internationale Woche des Grundein- kommens statt. Margit Appel beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Thematik und leitet das Projekt Grundeinkommen in der Katholischen Sozialakademie Österreich.
Das Modell des „Bedingungslosen Grundeinkommens“ ist universell und individuell für jeden Menschen, der Betrag soll in existenz- und teil-habesichernder Höhe ausbezahlt werden und es ist an keine Bedingungen geknüpft. Warum ist Ihnen persönlich dieses Modell so wichtig? Margit Appel: Ich glaube, dass es uns – gerade weil es sehr provokant ist wegen des Kriteriums der Bedingungslosigkeit – mehr als andere Reformvorschläge dazu bringt, über unser Menschenbild nachzudenken. Das ist mir ein sehr großes Anliegen. Die Frage ist, ob es gelingt, uns gegenseitig dieses Grundeinkommen zuzugestehen, ohne dass es mit Auflagen verbunden ist. Das ist eine Herausforderung. Und über die Jahre, in denen ich mich mit dem „Bedingungslosen Grundeinkommen“ an sich, aber auch mit den Einwänden und den Besorgtheiten im Hinblick darauf beschäftige, stelle ich immer wieder fest, dass es eine Thematik ist, die uns sehr rasch zum Kern von verschiedensten Problemlagen führt, mit denen wir heute konfrontiert sind. Mittlerweile ist es eine europäische Realität, dass vor allem die Ökonomie zu sozialen, ökologischen und finanziellen Krisensituationen geführt hat, wie wir sie in den letzten Jahren erleben.
Wäre das „Bedingungslose Grundeinkommen“ eine Möglichkeit, den Krisen entgegenzuwirken? Margit Appel: Offenkundig sind die Entwicklungen der letzten Jahre so gelaufen, dass die Schicht der Reichen immer noch vermögender geworden ist und dass der Schritt der besseren Verteilung zu wenig gelingt – sowohl von Arbeit als auch von Einkommen und von Zeit. Bei immer mehr Leuten wächst das Verständnis, dass dieses Modell ein gutes Instrument zur besseren Verteilung von Einkommen wäre. Vielen Menschen fehlt es an ausreichendem Einkommen und an sozialer Sicherheit. An dem Punkt ist das „Bedingungslose Grundeinkommen“ ein ganz wichtiger Baustein in Richtung Sicherheit, aber auch in Richtung Freiheit, nicht jede Arbeit zu jeden Bedingungen annehmen zu müssen, die weiter in ökologische oder soziale Krisen hineinführen würde.
Das heißt die Skepsis gegenüber dem „Bedingungslosen Grundeinkommen“ geht zurück? Margit Appel: Aus der Zivilgesellschaft heraus gibt es mehr und mehr Menschen, die von sich aus sagen, dass es für sie eine ernstzunehmende Idee ist, um den notwendigen gesellschaftlichen Wandel voranzubringen, zu gestalten, erst möglich zu machen.
Was müsste sich wandeln? Margit Appel: Die erste Dimension, die mir einfällt, ist die ökologische. Viele Menschen engagieren sich für ein Wirtschaftssystem, das den Planeten nicht weiter ausbeutet und nicht völlig übernutzt. Da könnte das „Bedingungslose Grundeinkommen“ ein Element sein, das den Gedanken wieder nahe bringt, wann habe ich genug. Bei diesem Modell müssten sicher etliche Menschen weiter dazuverdienen, um ihren jetzigen Lebensstandard zu erhalten. Das ist auch für die volkswirtschaftliche Umstellung in Richtung eines solchen Grundeinkommens gut; aber gleichzeitig wissen wir ja, dass es um die Fragen des immer weiter vorangetriebenen Wachstums geht und um die Fragen der globalen Gerechtigkeit, die wir spürbar am Tisch haben. Und auch da ist es beruhigend zu wissen, dass das „Bedingungslose Grundeinkommen“ ein Thema auf allen Kontinenten ist. Es gibt also weltweit Konzepte oder Vorschläge, dieses Modell umzusetzen ... Margit Appel: Es gibt Experimente in Indien oder in Namibia und man sammelt dort laufend Erfahrungen – konkreter als in Europa. Es wird jetzt immer wieder davon gesprochen, man muss in den Ländern, wo Menschen nicht mehr leben können und daher von dort weggehen, aus welchen Gründen auch immer, etwas tun, damit die Leute bleiben können – auch in diesem Bereich könnte dieses Grundeinkommen hilfreich sein. Infos unter: www.pro-grundeinkommen.at