Die junge Linzerin Hannah Heizinger setzt sich für Menschen im Bürgerkriegsland Südsudan ein. Einem 19-jährigen Flüchtling aus Eritrea hilft sie bei der Integration in den österreichischen Alltag.
Ausgabe: 2016/41
11.10.2016 - Paul Stütz
„Chancengleichheit“ ist für Hannah Heizinger ein Schlüsselwort. Die 23-jährige Linzerin treibt die Idee an, dass „jeder Mensch es verdient hat, das Beste aus seinem Leben zu machen“. Der Satz hat nicht nur mit
ihrem beruflichen Alltag in einem Linzer Hort zu tun. Die ausgebildete Sonderschullehrerin will diese Vision auch in der ehrenamtlichen Arbeit für den Verein proSudan verwirklichen. Vor eineinhalb Jahren hat sie auf eigene Kosten eine Reise zum jüngsten Staat der Erde unternommen. Ihr Cousin und ihr Freund waren ebenfalls dabei. Es ist eine überwiegend junge Gruppe, die sich unter Anleitung der Berufsschullehrers Hans Rauscher für den Südsudan stark macht – mit mehreren Projekten in der Landwirtschaft und im Bildungssektor.
Keine Schuldgefühle
Die große Armut, die Lebensmittelknappheit, der Hunger, das hat sich bei Hannah eingeprägt. Schuldgefühle hat sie beim Besuch im Südsudan dennoch nicht entwickelt. „Die bringen mich nicht weiter.“ Dafür spürt sie eine Dankbarkeit, dass „ich hier in Österreich leben darf“. Vor Problemen will sie nicht die Augen verschließen. Sie tue das, was ihr möglich ist. Bei unzähligen Standln hat sie sich schon hingestellt, um über die Arbeit von proSudan zu erzählen. Ihr ist es ein Anliegen zu überzeugen, aber „ohne missionarischen Eifer“, wie sie sagt.
Freundschaft zu Flüchtling
Zu Hause in Linz unterstützt sie seit zwei Jahren Shishay, einen jungen Flüchtling aus Eritrea. Shishay floh mit einem Freund in einem Boot über das Meer. Dabei ist sein Freund ertrunken. Nach vielen Hindernissen ist er in einem Linzer Flüchtlingsheim gelandet. Gemeinsam mit einer Kollegin hat ihm Hannah Deutsch beigebracht und ihn bei der Wohnungssuche unterstützt. „Am Anfang ist mir das Herz in die Hose gefallen, als Shishay uns mit Tränen in den Augen seine tragische Fluchtgeschichte erzählt hat.“ Doch schnell war da eine Lockerheit bei den Treffen mit dem beinahe Gleichaltrigen da: „Wir haben eine richtige Gaudi miteinander. Shishay ist ein herzensguter Mensch, ein richtiger Gentleman“, sagt sie.
Umgekehrt sieht er bei Hannah und ihrer Kollegin, „dass wir Frauen tun, was wir wollen und starke Persönlichkeiten sind“, erzählt Hannah, die Shishay mittlerweile nicht mehr so oft sieht. „Er macht gerade mit großem Eifer seinen Hauptschulabschluss nach. Er hat den ganzen Tag über was zu tun.
Eigentlich ist es ganz schön, dass er jetzt genauso wenig Zeit hat wie ich.“