Mit KirchenZeitungs-Solidaritätspreisträger Meinrad Schneckenleithner im Gespräch
Ausgabe: 2008/16, Schneckenleitner, Solidaritätspreisträger, KZ, Mauthausen, Pax Christi
16.04.2008 - Josef Wallner
„Ein unpolitisches Christentum kann ich mir nicht vorstellen. Glaube ist mehr als Meditation“, sagt Meinrad Schneckenleithner. Er arbeitet seit 1992 ehrenamtlich als Generalsekretär der kirchlichen Friedensbewegung Pax Christi Österreich.
In der Kapelle des KZ Mauthausen nahm 1988 die Pax-Christi Landesgruppe für Oberösterreich ihren Anfang. Meinrad Schneckenleithner gehörte zu den Gründungsmitgliedern. Nachdem er zuvor schon in der Initiative „Christen für die Friedensbewegung“ engagiert war und gegen eine Nachrüstung der NATO-Länder mit Mittelstreckenraketen protestiert hatte, wurde Pax Christi seine geistige und geistliche Heimat.
Anliegen ohne Ende. „Pax Christi setzt sich für die Friedensbotschaft Christi ein, nicht nur spirituell. Sondern sie versucht, diese Botschaft in konkrete politische Positionen umzusetzen, sie in der Öffentlichkeit sichtbar zu machen und ins Gespräch zu bringen.“ Das klingt komplizierter, als es in der Praxis ist. Denn die Themen braucht man nicht lange zu suchen, sie stehen von selbst auf, ist die Erfahrung des Generalsekretärs. Der Alltag zeigt, dass man sich bei Weitem nicht aller Bereiche annehmen kann, die friedenspolitisch wichtig wären. Zurzeit arbeitet Pax Christi Österreich am Aktionstag für die Ächtung von Streubomben mit, der am 19. April auf diese unmenschlichen Waffen aufmerksam machen soll.
Klein und sinnvoll. Auch Tibet ist für Pax Christi Thema. Pax Christi beteiligt sich dabei am UN-Komitee für Frieden, das zur chinesischen Botschaft vordringen will, um dort einen Protestbrief gegen die Tibet-Politik Chinas übergeben zu können. „Natürlich sind das kleine Aktionen, die nur eine beschränkte Öffentlichkeit haben, aber sie sind dennoch wichtig“, erklärt Schneckenleithner. Ob die Anliegen nur wenige unterstützen oder die Positionen von Pax Christi von der Masse der Leute als unwichtig angesehen werden, bremst Schneckenleithner nicht in seinem Engagement: „So bin ich eben“, sagt er lächelnd. „Wir versuchen eine Gegenöffentlichkeit aufzubauen. Das besteht eben in kleinen Schritten.“ Im März 2008 machten an die dreißig Pax-Christi-Aktivisten in Linz auf den fünften Jahrestag des Irakkriegs aufmerksam und forderten den Abzug der US-Truppen (die KIZ berichtete).
Schwerpunkt Naher Osten. Einen Schwerpunkt des Pax-Christi-Einsatzes bildet Israel-Palästina. Eine eigene Arbeitsgruppe nimmt sich des Themas und der Menschen vor Ort an. Von der praktischen, materiellen Hilfe über das Schreiben von Leserbriefen bis zu Einladungen von Friedensaktivisten nach Oberösterreich reicht der weite Bogen der Aktivitäten. Im August 2008 führt der Arbeitskreis eine Solidaritätsreise nach Israel und Palästina durch. Für Schneckenleithner zeigt gerade dieser Bereich, was er häufig erlebt: „Es ist schön, dass wir über den kleinen Kreis der Mitglieder hinaus Menschen erreichen, die unsere Anliegen teilen.“
Pax Christi
Pax Christi Österreich ist eine Teilorganisation der internationalen katholischen Friedensbewegung Pax Christi International. Sie wurde nach dem Zweiten Weltkrieg, ursprünglich als Versöhnungswerk zwischen Franzosen und Deutschen, gegründet. Heute bestehen weltweit etwa 30 nationale Sektionen.
- Präsident von Pax Christi Österreich ist Bischof Manfred Scheuer, Vizepräsidenten sind Gotlind Hammerer und Kurt Remele. Geistlicher Assistent: Regens Max Mittendorfer. In Oberösterreich zählt Pax Christi 200 Mitglieder, österreichweit 600 und weltweit 60.000. - Pax Christi Österreich und darüber hinaus die Landesgruppen in den USA, England und Deutschland wissen sich besonders dem Zeugnis von Franz Jägerstätter verpflichtet. - www.paxchristi.at