Noch nie hat er getragen. Aber heuer war er voll. Übervoll sogar. Zu viel einfach für einen Haushalt. Da ist es gut, wenn man Nachbarn und Freunde hat, die Zwetschken mögen. Ein Leitartikel von Matthäus Fellinger.
Der übervolle Zwetschkenbaum verdeutlicht ein Grundproblem auf der Welt: den Umgang mit dem Zuviel und dem Zuwenig, mit Überfluss und Mangel. Reich und arm.
Es ist leicht zu teilen, wenn der Zwetschkenbaum voll ist. Da bleibt einem immer noch mehr als genug. Wie wäre es, wenn nur ganz wenige Früchte am Baum hingen, gerade genug für den Eigenbedarf – und die Bäume der Nachbarn stünden leer?
Es gibt ein Teilen, das sich nicht nur an dem orientiert, was ich selber brauche – am Eigenbedarf als Obergrenze. Mit der gleichen Dringlichkeit zieht es den Bedarf des Nächsten ins Kalkül. Da wird dann nicht mehr nur aus dem Überfluss abgegeben. Auch die Not wird geteilt – Bedrohungen und Sorgen werden mitgetragen.
Am bevorstehenden „Sonntag der Völker“ – den 25. September – sollte die Welt besser als Tischgemeinschaft erlebt werden. Auch der Platz zum Leben bedarf des Teilens. Welt, Schöpfung und Heimat verwehren sich gegen Besitzansprüche – und es gilt den Eigenbedarf auch an der Bedürftigkeit des Nächsten zu orientieren. Wirkliches Teilen, das ist, wenn es auch unter kargen Bäumen geschieht.