Ein Hilfseinsatz als Maturareise der Sonderklasse: Eine Steyrer HTL-Klasse baute in einem Armenviertel von Lima eine 200-Stufen-Stiege. Sie ermöglicht hunderten Kindern einen sicheren Schulweg.
Ausgabe: 2016/35, Slum, Lima, HTL Steyr, Armenviertel, Rucksack der Hoffnung, Stiege, Peru, Armut, Benefiz
30.08.2016 - Paul Stütz
Hackeln im nebeligen Winter von Peru statt Faulenzen unter der sommerlichen Sonne am Mittelmeer-Strand. 21 Absolventen der HTL Steyr haben für ihre letzten Tage als Klassengemeinschaft ein extremes Kontrastprogramm zur üblichen Maturareise gewählt. (Die KirchenZeitung berichtete vorab.) An einem gefährlichen 100-Meter-Abhang, der aus dem Armenviertel Pamplona Alta führt, haben die Techniker unter Anleitung ihres Religionslehrers Hans Gruber eine Stiege errichtet. Der nur mit Schaufeln gerührte Beton wurde mit Kübeln den Hang hinaufgereicht. Einige der Slum-Bewohner halfen eifrig mit. Nach nur einer Woche war die 200-Stufen-Stiege fertig. 20.000 Familien, die am Abhang leben, profitieren direkt davon. Für ihre Kinder bedeutet es vor allem einen sicheren Schulweg. Es ist für sie ein Aufstieg aus dem Slum im doppelten Sinn. Denn die Bildung ist die große Chance auf ein besseres Leben.
Rucksack der Hoffnung
„Meine Schüler haben gesehen, was man alles bewirken kann“, sagt Hans Gruber. Sogar das peruanische Fernsehen hat landesweit sieben Minuten lang über die ungewöhnliche Hilfe aus Steyr berichtet. Für viele Peruaner wird der TV-Beitrag neue Erkenntnisse gebracht haben, glaubt Gruber. „Die Wohlhabenden wissen sehr wenig über die Armut in der eigenen Nachbarschaft.“ Die Stiege ist ein Teil des Hilfsprojektes „Mochila de Esperanza“ (Rucksack der Hoffnung), das Gruber initiiert hat. Er und seine Schüler sammeln Geld, damit Kinder aus dem Armenviertel Pamplona Alta die Grundschule besuchen können. 35 Euro braucht es dafür als Startpaket pro Kind. In 650 Fällen ist das bereits gelungen, 1000 sollen es bis 2018 sein.
Schulcafé für Peru-Hilfe
Seinen gesamten Unterricht und viel von seiner Freizeit widmet Hans Gruber diesem ehrgeizigen Ziel: „Mit dieser Arbeit konkretisiert sich das Christentum. Für mich ist das die einzig sinnvolle Weise, Religion zu lehren“, betont Gruber, dem die ungleiche Verteilung des Reichtums auf der Welt ein Dorn im Auge ist. Der ehemalige Ordensmann betreibt mit seinen Schülern das ehrenamtlich geführte Schulcafé „Andino“, veranstaltet zahlreiche Benefizaktionen für „Mochila de Esperanza“. Gruber hat bereits den nächsten Hilfseinsatz im Visier. Er möchte erneut mit Maturanten nach Peru reisen, die Schulbaracke mit Ziegelsteinen zu einem solideren Gebäude umbauen. Mit Großspendern zur Finanzierung dieses Projekts ist der Theologe bereits im Gespräch. In zwei Jahren soll der Traum von einer richtigen eigenen Schule von Pamplona Alta verwirklicht werden.
Weitere Infos zum Hilfsprojekt:www.sanjuandelima.at