Die Mönche vom Berg Sion (Jerusalem) bei der Erzeugung von kostbarem Blütenweihrauch
Ausgabe: 2006/01, Weihrauch, Duft, Jerusalem, Hagia Maria Sion, Weihrauchwerkstatt, Harz, Morgenland, Heilige Drei Könige, Torcuato
03.01.2006 - Kirchenzeitung der Diözese Linz
Das Harz des Weihrauchbaumes war in der Antike ein teures, wertvolles Gut. Es wurde zu kultischen Zwecken und als Reinigungs- und Heilmittel (gegen Entzündungen) verwendet. Deswegen war es auch im Gepäck der Weisen aus dem Morgenland und verweist auf Jesus, den Sohn Gottes und Heiland der Menschen. Mit dem Brauch des Räucherns am Heiligen Abend und am Vorabend des Dreikönigstages verbinden Menschen die Bitte an Gott, das Haus zu reinigen und zu segnen.
Fotos: Josef Wallner (2); Archiv Abtei Hagia Maria Sion
„Wo bekommt man den Weihrauch, der so gut duftet“, fragten immer wieder Gottesdienstbesucher die Mönche der Dormitio- Kirche in Jerusalem. Der Rätsels Lösung: Er wird im Kloster selbst erzeugt.
JOSEF WALLNER
Ein Pater des Benediktinerklosters auf dem Sionsberg in Jerusalem (Dormitio) hatte die Kunst der Weihraucherzeugung auf dem Berg Athos erlernt und produzierte für den Eigengebrauch. Inzwischen ist der Verkauf des himmlischen Dufts zu einem wichtigen wirtschaftlichen Standbein der Abtei geworden.
Nichts Mystisches hat das „Kammerl“, in dem Bruder Josef San Torcuato Weihrauch erzeugt. Bis unter die Decke stapeln sich Plastikboxen und Kanister. Große Säcke, eine alte Küchenmaschine und überall feiner weißer Staub erinnern vielmehr an die Backstube. „Ja, das ist alles, was man braucht“, erklärt der junge Mönch lächelnd dem verdutzten Besucher.
Feinster Blütenweihrauch
Dem üblichen Kirchenweihrauch werden Dufthölzer beigemischt oder er wird parfümiert. Die Benediktiner dagegen verarbeiten das Harz des Boswellia-Strauches in der Tradition der Ostkirche zu Blütenweihrauch. Die Harzklümpchen bezieht Br. Josef aus Äthiopien. Diese werden fein gemahlen, durch die Zugabe von Öl, in dem Blütenessenzen gelöst sind, wird das Ganze zu einem Teig geknetet, mit einem Nudelholz ausgewalkt und getrocknet. Aus den Platten werden dann kleine Würfel gestanzt – und fertig ist der Weihrauch. „Gibt es ein Geheimrezept?“ – Der freundliche Mönch wehrt bescheiden ab. Dass die Weihraucherzeugung aber viel Fingerspitzengefühl und Können erfordert, liegt auf der Hand. „Deutlich teurer als das Harz sind die Blütenessenzen“, sagt Bruder Josef: „Die sind natürlich nicht synthetisch, sondern kommen aus Südfrankreich. Dort, wo auch alle großen Parfumerzeuger einkaufen“. Lilie, Narde, Heidekraut, Rose oder Veilchen mengt Br. Josef dem Harz bei – und das verbreitet beim Gottesdienst jenen Duft, der die Gläubigen fragen lässt: „Wo bekommt man diesen guten Weihrauch?“
INFORMATION
Weihrauch bestellen
Die Mönche vom Berg Sion verwenden bei ihren Liturgiefeiern selbst häufig Weihrauch. Informationen zum Blütenweihrauch:Benediktinerabtei Hagia Maria SionWeihrauchwerkstattP.O.Box 22; IL - 91000 JerusalemTel: +972-2- 56 55 358Fax: +972- 2- 56 55 332E-Mail: inzens@hagia-maria-sion.net Ein Link zum Thema Weihrauch (mit Gebeten): www.incens.de