Macht es Sinn, Müll zu trennen, auch wenn man alleine lebt und wenig Abfall anfällt? Kann jede/r Einzelne tatsächlich etwas zum Klima- und Umweltschutz beitragen? Unser Verhalten wirkt sich aus – je nachdem, wie wir handeln. Aus der Seriue "Ethik im Alltag" mit Michael Rosenberger.
Ausgabe: 2017/26
27.06.2017 - Michael Rosenberger
Fallbeispiel: Mülltrennen ist sicher keine falsche Sache. Aber bei dem Bisschen, das in meinem Singlehaushalt anfällt, stellt sich wirklich die Frage, ob das sein muss: Bis der Sammelbehälter mit dem alten Speiseöl voll ist, vergeht eine Ewigkeit, Papier verrottet ja eh und die Joghurtbecher müsste ich auswaschen. Kann ich da nicht gleich alles in den Restmüll werfen?
Antwort: So wie hier argumentiert wird, kann man in den allermeisten ethischen Herausforderungen des Alltags argumentieren: Ich bin doch nur ein kleines Rädchen im großen Getriebe der Welt – was soll mein kleiner Beitrag schon kaputtmachen oder (positiv gewendet) helfen? Das gilt beim Klima- und Umweltschutz, für den Weltfrieden, im Blick auf weltweite Gerechtigkeit und viele andere Fragen mehr.
Verhalten des Einzelnen
Die vorgebrachte Argumentation hat einen wahren Kern: Das Verhalten eines einzelnen Menschen hat aufs Ganze der Welt und ihrer langen Geschichte wenig Wirkung – so oder so. Und doch: Wenn jede und jeder so denkt, geht die Welt eindeutig den Bach hinunter. Daher kommt es sehr wohl auf das Verhalten jedes und jeder Einzelnen an.
„Ethische Spirale“ – nach oben oder unten
Allerdings verhalten wir uns eher richtig, wenn wir den Eindruck haben, dass die meisten anderen das auch tun. Empirische Untersuchungen zeigen, dass es Gesellschaften gibt, in denen sich die „ethische Spirale“ nach oben dreht – und andere, wo sie immer weiter nach unten geht und früher oder später auch die Aufrechten in den Abgrund reißt.
Vorbildwirkung
Es kommt also sogar doppelt auf jeden Einzelnen an: Einerseits wegen der direkten Auswirkungen auf die Umwelt und andererseits wegen der Vorbildwirkung für die Mitmenschen. Jesus jedenfalls sieht die „Treue im Kleinen“ als wichtigste Bewährungsprobe dafür, dass Gott uns größere Aufgaben überträgt: „Du bist im Kleinen ein treuer Verwalter gewesen, ich will dir eine große Aufgabe übertragen.“ (Mt 25,21)«